Björn Scholz-Starke steht am Rand einer Ackerfläche in Horbach und blickt auf einen wild-bunten Blütenteppich: Buchweizen, Ölrettich und Gelbsenf sind ebenso vertreten wie Borretsch, Mohn und Kornblumen. „Die Pflanzen sind sehr beliebt bei Insekten“, sagt der promovierte Ökologe und verweist auf mehrjährige Pflanzen wie die Mariendistel, deren Blüten viel Nektar und Pollen produzieren, und die bei Fliegen und Käfern sowie Wildbienen beliebte Wilde Möhre. Auch die Königskerze ist eine sehr wichtige Pflanze für Wildbienen, da sie ihnen neben Pollen und Nektar zusätzlich Wohnraum bietet. Die rund 6000 Quadratmeter große Fläche gehört zu den Fronrather Höfen und ist seit fünf Jahren ein Blühstreifen. Förderfähig ist die Anlage dieser Blühstreifen oder Schonflächen auf denselben oder jährlich wechselnden Acker- und Dauerkulturflächen eines landwirtschaftlichen Betriebes durch die Einsaat von in NRW festgelegten Saatgutmischungen aus standortangepassten Pflanzenarten.
Denn Insekten sind unverzichtbar: 80 Prozent aller Kulturpflanzen werden von ihnen bestäubt. Blühende Hausgärten sind zwar wichtige Oasen für Insekten, doch diese vergleichsweise kleinen Flächen reichen nicht aus – ohne großflächige Korridore in der Agrarlandschaft werden sich die Populationen nicht erholen. Beim blühenden Kompromiss zwischen den Ansprüchen der Landwirtschaft (Stichwort Wendefläche für Traktoren) und der Insektenförderung sollen die Pflanzen-Mischungen das ganze Jahr Nahrung und Schutz für Insekten, Vögel und Kleintiere bieten. Mithilfe von Spenden und engagierten Landwirten wird Farbe und Vielfalt zurück in die Agrarlandschaft gebracht: die Landwirte verzichten gegen eine Ausgleichszahlung auf einen Teil ihres Ertrags, bestellen und pflegen die Blühfläche – ohne künstlichen Dünger oder Pestizide. Die Rechnung ist einfach: Ein Euro ermöglicht zwei Quadratmeter Blühfläche! Auch Patenschaften für insektenfreundliche Blühflächen sind möglich, ab 25 Euro lässt sich eine 50 Quadratmeter-Fläche für ein Jahr unterstützen. 2023 wurden so auf insgesamt mehr als acht Hektar Ackerfläche insektenfreundliche Blühmischungen ausgebracht. In Kooperation mit dem durch das Bundesamt für Naturschutz geförderten LIBA-Projekt (LIBA – Leitfaden für die Insektenförderung durch Blühstreifen im Ackerland) und der NABU-Naturschutzstation werden regional-typische Wildkräuter-Saatgutmischungen zusammengestellt und gesät. „Unser Konzept verbindet Bürger und Landwirt direkt und unbürokratisch. Das Ziel ist die Anlage von Blühflächen auf den Feldern in der ganzen Region Aachen“, erklärt Scholz-Starke das Bestreben, neben blühenden Hausgärten auch mittels großflächiger Korridore auf landwirtschaftlichen Flächen für Biodiversität zu sorgen. Spenden sind immer willkommen – von Einzelpersonen, Vereinen oder Firmen. Und es ist auch eine hübsche Geschenkidee für Hochzeiten oder Weihnachten. bep
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