Unter dem Titel „Gewalt – entfesselt – Befreiung“ zeigen die Künstlerin Helga Hansmann und die Fotografin Rosa Engel Arbeiten aus ihren aktuellen Projekten, die sich mit häuslicher Gewalt, Scheidung, Rollenbildern und der Emanzipation davon beschäftigen. Helga Hansmann begann die künstlerische Auseinandersetzung mit den Tabuthemen häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen 2011. In zwei Serien ging es um den Weg aus der Kontrolle und dem Machtmissbrauch hin zur Selbstbefreiung und Selbstbestimmung von Frauen.
In kräftigen Farben illustriert sie das beengende Netz aus Angst, Sprachlosigkeit und Scham, die die Betroffenen durchleben, bevor sie zu neuen Kräften erstarken, um die Situation zu verändern und sich befreien können. Bei den Frauenporträts von Helga Hansmann steht die Grausamkeit der brachial verschlossenen Münder diametral zum bunten Setting.
Dieses Stilmittel findet sich auch in den fotografischen Porträts von Rosa Engel, die der lebhaften Farbigkeit der Umgebung mit eindrucksvollen Porträts von starken Frauen die Ernsthaftigkeit des Themas gegenüberstellt. Rosa Engel, die zuletzt mit ihrem Foto-Projekt „Die Wut ist weiblich“ überregionale Resonanz erfuhr, stellt Arbeiten aus ihren aktuellen Projekten „Geschieden“ und „About being a woman“ vor.
Intensive Porträts von Frauen, die sich von Konventionen befreien und in ein neues Leben aufbrechen. „Aufgewachsen in den 1980er Jahren, war ich umgeben von Frauen, die auf sonderbare Weise stark und schwach zugleich waren. Sie gaben mir doppelte Botschaften über das Frau-Sein mit auf den Weg, denn sie sprachen von Emanzipation, lebten mir aber das uralte, weibliche Rollenbild von stummer Zurücknahme, Opferbereitschaft und Duldsamkeit vor, das immer noch so tief in vielen Köpfen verwurzelt ist“, sagt die Fotografin.
Ihre Fotografien setzen sich mit genau diesem Rollenbild auseinander, denn im Dialog mit den Frauen vor ihrer Kamera, begegnet Rosa Engel dabei nicht nur deren Geschichte, sondern immer wieder auch ihrer eigenen. Sie wirft die Frage nach den Strukturen auf, die die Frauen in ihrer Rolle halten, ob sie ausbrechen können und ob sie das auch wirklich wollen.
Und darf am Ende mit der Kamera beobachten, wie Frauen sich mutig aus ihren Fesseln befreien, wie sie sich entfalten, wie sie schließlich aufstehen und selbstbestimmt und stark ihren eigenen Weg gehen. Trotz unterschiedlicher künstlerischer Gestaltungsformen greifen die Themen der beiden Aachenerinnen gut ineinander und illustrieren, was so oft – und meist auch viel zu lange – unsichtbar und unausgesprochen bleibt. /bep
26.10.-1.11. (Eröffnung 27.10., 18 Uhr)
Helga Hansmann/Rosa Engel:
„Gewalt – entfesselt – Befreiung“
Glashalle Annastraße
Facebook-Seite von Helga Hansmann
Website Rosa Engel
Die Wut ist weiblich - Rosa Engel
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