Ein prallvoller Kalender aus Musik, Kabarett, Comedy, Theater, Open-Air-Kino und szenischen Lesungen erwartet die Besucher der Würselener Burgarena von Juni bis September.Ana Popovic: Volle Blues-„Power“ Die Gitarristin Ana Popovic schmückt den Titel dieser Ausgabe und viele werden sich fragen: Ana, who? Dabei ist die in Belgrad geborene, und heute in Kalifornien lebende Mittvierzigerin unter Insidern in den Genres Blues, Rock, Soul und Funk keineswegs eine Unbekannte. Ana Popovic spielt zum Beispiel regelmäßig im „Spirit of 66“ im um die Ecke gelegenen wallonischen Verviers.
2022 erhielt sie die Diagnose Brustkrebs, ließ unzählige Chemotherapien über sich ergehen und veröffentlichte anschließend ihr 11. Studioalbum „Power“ als klares Statement fürs Kämpfen und Weitermachen. Für ihr weiteres Leben und auch das ihrer Karriere. „Nach der Diagnose Brustkrebs hatte ich einen Moment der Unsicherheit. Ich musste mich selbst im Spiegel schauen und mich fragen: ‚Ist dies die letzte Platte, die ich machen werde? Kann ich weitermachen?‘ Ich habe mich für das Weitermachen entschieden und bin so froh, dass ich es getan habe“, erzählte Popovic dem Magazin „Guitar World“. Ana Popovic entstammt einer musikalischen Familie.
Ihr Vater spielte Gitarre und Bass und die Plattensammlung aus alten Blues- und Soulschätzchen waren die musikalische Begleitung ihrer Kindheit. Mit 15 Jahren spielte sie ihre erste Gitarre. Ihren Vater hatte sie in Sachen Talent und Technik schnell abgehängt. Im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen ist die Gitarrenfachfrau Popovic keine, die ihre Soli demonstrativ und ausufernd ihrem Publikum zur Schau stellt. Ihre Soli sind songdienlich, neben dem Blues- und Rock-Metier beherrscht sie mit Leichtigkeit auch solistische Ausflüge in flirrende, schnelle Jazz-Licks und -läufe.
„Unser Sound ist eklektisch – es ist eine Mischung aus Rock, Blues, Gospel, Soul und Funk“ umreißt sie die Fähigkeiten ihrer ganzen Truppe. Und noch ein Lob aus berufenem Munde. Bruce Springsteen nannte sie „eine verdammt gute Gitarristin“. Ana Popovic wurde für acht Blues Music Awards nominiert. Die meisten ihrer Alben landen in den Top 10 der „Billboard Blues Charts“ und sie ist die einzige weibliche Gitarristin, die auf einer zwischen 2014 und 2018 stattfindenden All-Star-Tour beim „Experience Hendrix Tribute“ mitwirkte. Einer Tournee, die Musik und Vermächtnis von Jimi Hendrix feiert und bei der namhafte Blues-Axemen wie Buddy Guy, Eric Johnson oder Kenny Wayne Shepherd mitwirkten.
Kraan: Von Bass-Monstern und filigraner KunstHellmut Hattler, Peter Wolbrandt und Jan Friede. Die drei sind die Ur-DNA der deutschen Band Kraan, die seit den 70er Jahren mit ihrer größtenteils improvisierten Instrumentalmusik Maßstäbe setzte. Nicht nur im Jazz-Rock, sondern so nebenbei befeuerten Kraan mit ihren kreativ-verspulten Ideen auch das von der englischen Musikpresse etwas hilflos betitelte neue Genre Krautrock. Die Musik von Kraan hat eins im Sinn: Sie muss grooven, Bassist Hellmut Hattler ist ein berüchtigter Bassplayer extraordiniare. Sein Bass marschiert vornweg, die Feinarbeit – zwischen Hendrix und Jazz – erledigt Gitarrist Wolbrandt während Schlagzeuger Friede den rhythmischen Bass-Patterns Hattlers mit superben Schlagzeug-Finessen Contra bietet.
In der Vergangenheit gehörten auch der Saxophonist Alto Pappert und der Keyboarder Ingo Bischof zu Kraan und der Aachener Udo Dahmen ersetzte Ende der 70er zwischenzeitlich Friede am Schlagzeug. In den 90er Jahren etablierte Hattler seine weitere Karriere als Tab Two mit dem Trompeter Joo Kraus. Dann ging es wieder mit Kraan weiter. Wie gut und traumwandlerisch eingespielt Kraan als Trio funktionieren, zeigen die 2018 und 2019 veröffentlichten Live-Alben „The Trio Years“ und „The Trio Years – Zugabe!“. Bei ihrem Auftritt auf Burg Wilhelmstein haben sie mit Martin Kasper wiederum einen Mann an den Tasten, der sie auch bereits auf ihrem letzten Album „Zoup“ (2023) begleitete.
Kettcar: Ein Nr. 1-Album beim dritten BesuchSänger und Gitarrist Marcus Wiebusch von Kettcar ist zusammen mit Thees Ullmann auch Inhaber des kleinen Hamburger Labels „Grand Hotel van Cleef“. Hier veröffentlichte auch die Aachener Band Pale ihren Alben, bis sie auf der Burg ihren allerletzten großen Auftritt absolvierten. Kettcar sind nach 2007 und 2012 bereits zum dritten Male auf Burg Wilhelmstein zu Gast. Der Zeitpunkt könnte nicht günstiger sein. Ihr neues Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ stand im April drei Wochen auf Platz 1 der deutschen Album-Charts und die nationale Musikkritik überschlug sich mit Lobeshymnen.Support your local acts: Marley’s Ghost, Violette Sounds, Skoob. Es ist bereits länger her, dass lokale Künstler/Bands zugkräftig genug schienen, einen Abend auf der Burg zu bestreiten. Bei einer Venue mit mehr als 1.000 Plätzen bleibt es wegen der organisatorischen Kosten unerlässlich, dass ein lokaler Act schon eine deutliche Fan-Base von mindestens 500 Zuschauern mit ins Burgrund bringen muss. Das gelang in früheren Jahren beispielsweise Manfred Leuchter, Christoph Titz oder der Aachener Indierockband Pale.
In diesem Jahr wird Marley’s Ghost diese Chance eingeräumt. Die Band um den Reggae-Sänger Sebastian Sturm gründete sich 2015 aus der Reggae-Formation „Sebastian Sturm & Exile Airline“ heraus, die die Musik Bob Marleys stets als größte Inspiration für ihre eigenen Songs sah. Hier spukt dann der in die Beine gehende Sound von Bob Marley mit seinen Geistern durch das Burggemäuer. Violette Sounds sind gerade zurück von einer Tournee als Support der britischen Hardrockband Nazareth. Die Aachener Band wäre weniger aktiv, wenn sie nicht ihren umtriebigen Schlagzeuger Karl Henneberg hätten. Dass die Band auch das Vorprogramm bei Kraan spielen kann, geht ebenfalls auf Initiative von Karl zurück. Im April haben Violette Sounds ihr neues und drittes Album „Infinity“ herausgebracht. Das erste mit dem tibetanischen Freiheitskämpfer und Aktionskünstler Loten Namling, der einem Progressive / Psychedelic / 70er Jahre Rock als stimmgewaltiger Sänger vorsteht.
Auch der in Ostbelgien lebende schottische Singer-Songwriter Skoob ist ein Teil der hiesigen Szene. Seine Konzerte führten ihn bereits durch ganz Europa – von großen Air-Bühnen bis hin in die kleinen Clubs. Neben eigenen Songs ist Skoob auch ein Interpret von Liedern klassischer Songwriter-Größen wie Townes Van Zandt, Neil Young oder Bob Dylan. Skoob macht den Opener für die Folk-Rock-Band Fiddler’s Green.
Highlights:
28.7., 18.30 Uhr: Kraan, Support: Violette Sounds
30.7., 20 Uhr: Ana Popovic & Band
8.8., 19 Uhr: Fiddler’s Green, Support: Skoob
15.8., 20 Uhr: Marley’s Ghost
16.8., 20 Uhr: Kettcar
Ein paar weitere Musik-Acts in diesem Jahr:
Jane, Epitaph & Fargo (Classic-Rock), Tommy Emmanuel (Fingerstyle Guitar), Suzi Quatro (Rock), Naturally 7 (A cappella), Manfred Mann’s Earth Band (Rock), Fischer-Z (New Wave, Pop), Schiller (Electro/Ambient), MoTrip (Rap), Giora Feidman (Klezmer) u.v.m.
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