Das letzte August-Wochenende ist erneut der Treffpunkt für Musiknerds zwischen den Polen experimenteller Musik, Jazz, Clubmusik, elektronischen Sounds, Techno, Kraut-Rock, Minimal Music/Ambient, Avantgarde bis hin zu Klang-Installationen.
Was man in Eupen beziehungsweise der Euregio so nicht erwartet – dieses Festival ist international! Ein Hotspot für Besucherinnen und Besucher aus ganz Europa. Ein babylonisches Sprachengewirr aus Deutsch, Englisch, Französisch, Flämisch, Spanisch, Italienisch und Polnisch durchzieht die Hallen und Räume des Alten Schlachthof. Dieser in dieser Region etwas verblüffende Kontext zeigt sich auch in der langen Liste der vielen Unterstützer des Festivals. Als Partner aufgeführt sind neben der Provinz Flandern, der Ostbelgischen Gemeinschaft und der Provinz Lüttich auch das Goethe-Institut, das Österreichische Kulturforum, die spanische Botschaft, die Schweizer Kulturstiftung Prohelvetia (swiss arts council) u.v.m. Und nicht zuletzt ist das britische und weltweit gelesene Musikmagazin „Wire“ seit vielen Jahren Medienpartner des Festivals und auch die Berliner „taz“ berichtet jährlich über das, was vor den Toren der Ardennen an diesen drei Festivaltagen hier passiert.
140 Künstler*innen, Bands und Installationen werden verschiedene Orte in Eupen einnehmen, die alle zu Fuß erreichbar sind. Zum Festival nach Eupen zu kommen, bedeutet seit jeher, sich ganz und gar auf das Festival einzulassen. Neben den sechs Räumen im Alten Schlachthof sind das Museum IKOB, Studio Néau, Jünglingshaus, Werthkapelle, Musikakademie, die Galerie vorn und oben sowie die Nikolauskirche weitere Schauplätze des Spektakels.
„Es herrschte schon immer ein ausgeprägter Geist der Offenheit zwischen unserem Publikum und den teilnehmenden Künstlern. Wir könnten nicht glücklicher darüber sein, dass in der Vergangenheit zum Beispiel neue Kooperationen zwischen Künstlern auf dem Festival entstanden sind. Diese unkomplizierte Art der Kommunikation und des Kennenlernens war schon immer eines unserer größten Ziele“, formulieren es die Veranstalter.
Sich dem Festival mit Namedropping zu nähern, ist keine gute Herangehensweise. Bei Meakusma kollidieren Kunstformen, die Kuratoren großer Metropolen-Museen mit Kusshand ins Haus holen würden. Zwei Auftritte beziehungsweise Kunstinstallationen mit deutscher Beteiligung seien hier kurz erwähnt: Die legendäre deutsche Band Freiwillige Selbstkontrolle, seit 1989 auch F.S.K. genannt, verstand sich von Anfang an als Band in der Tradition von Art School Bands: nicht Virtuosität, sondern Haltung spielt die zentrale Rolle. F.S.K. machen Musik über Musik, was sowohl ihre eigenen Stücke als auch zahlreiche Cover-Versionen betrifft, die besonders seit dem häufigen Auftreten und Aufnehmen in UK (für John Peel) und den USA (mit David Lowery) in den 1980ern und 1990ern ins Programm genommen wurden. Musik über Musik, die sich durch Post-Punk, Folk, die Abstraktion von Post-Rock und elektronischer Musik usw. bewegt. Zur Gruppe gehören der Autor, Literat, DJ Thomas Meinecke sowie die Künstlerin Michaela Melián. Im letzten Oktober erschien ihr 17. Album.
Installationen sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil des Festivals. Dazu gehört auch Der Klangturm, ein ursprünglich in Hamburg entwickeltes Projekt, das für die Dauer des Festivals in der St. Nikolauskirche in Eupen aufgebaut wird. Die Glocken der Kirche werden abgeschaltet und durch die Musik der Klangturm-Installation ersetzt, die in der ganzen Stadt Zeit und Raum auf eine andere Art und Weise anzeigt. Die Liste der teilnehmenden Künstler ist auf der Website des Festivals zu finden. Mit 36 Remixen älterer Die Tödliche Doris-Stücke, die plötzlich jünger werden, produziert und autorisiert von Frans Ambient in enger Zusammenarbeit mit dem Autor, Musiker, Künstler und Die Tödliche Doris-Mitglied Wolfgang Müller (Die Tödliche Doris war 2021/2022 Bestandteil der „Beat The System!“-Ausstellung im Ludwig Forum, Müller hatte 2009 eine Ausstellung im Aachener NAK), ist diese Installation wie eine labyrinthische Tonbandschleife, eine Reflexion über die Arbeit des legendären Performance-Kunst-Kollektivs und der Band Die Tödliche Doris, die seit 1980 ständig ihre Form verändert hat. (Richard Mariaux)
Eine Möglichkeit zum Zelten am Alten Schlachthof gibt es seit vielen Jahren und es ist ein besonderes Plätzchen mitten im Grünen direkt hinter der Location. Das Camping-Ticket kostet 12 Euro. Die 4- bzw. 3-Tage Tickets sind bereits ausverkauft. Bis Redaktionsschluss waren noch Tagestickets für den Donnerstag, Freitag, Samstag bzw. Sonntag verfügbar.
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