Das Couven Museum ist aus Aachens Kulturlandschaft nicht wegzudenken: Es ist der Touristenmagnet für ein bisschen Rokoko-Flair in der Innenstadt. Ein Ort der Kontemplation und ein Stückchen heile Welt inmitten von Hektik und Geschäftigkeit. Dabei ist es aber kein kunsthistorisches Mausoleum, ganz im Gegenteil: Es gibt viel zu entdecken und mit Carmen Roebers hat das Haus eine energetische Leiterin, die vor Ideen nur so strotzt.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Baugeschichte und einem Volontariat im Kulturbetrieb arbeitete sie zunächst für die Ausstellungen im Karlsjahr, bevor sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ins Centre Charlemagne wechselte. Mit der abgeschlossenen Renovierung des Couven Museums 2019 wurde die 42-jährige Kaldenkirchenerin zur Leiterin des Hauses ernannt, das als Station „Lebenskultur“ zur Route Charlemagne gehört.
Die erste eigene Ausstellung von Carmen Roebers sorgte nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen: „Kräuter, Mörser, Pillendreher – Die Sammlung Jena zu Gast im Hause Monheim“ zeigte hochkarätige Exponate aus einer Privatsammlung inmitten des stimmungsvollen Ambientes des Museums.
Dessen Gebäude am Hühnermarkt beherbergte schon im 17. Jahrhundert die Adler-Apotheke von Adam Coebergh. Andreas Monheim, der neue Eigentümer, ließ es 1786 vom Architekten Jakob Couven im Rokokostil umbauen. Nach einer wechselvollen Geschichte – unter anderem als erste Produktionsstätte für Tafelschokolade – ist das Couven Museum seit 1958 im „Haus Monheim“ beheimatet.
Mit dem „Haus zum Lindenbaum“ an der Ecke zum Hof und dem einst als Lagerraum genutzten Hinterhaus bildet es den heutigen Museumskomplex. „Mit über 20 Räumen, die wie ein historisches Bürgerhaus des 18. und 19. Jahrhunderts eingerichtet sind, sind wir ein außergewöhnliches Museum, da alle Räume frei zugänglich sind“, sagt Roebers. Auch das Gästebuch ist voll des Lobes: „Wenn ich sehe, wie ein Rundgang durch das Haus Gäste aus aller Welt erfreut, füllt das auch meinen Energietank auf“, erklärt die Kunsthistorikerin und gerät ins Schwärmen, ob des Potenzials des Museums, für das sie sich eine eigene Restaurierungswerkstatt ebenso wünscht wie Räume für die Museumspädagogik, um das Rahmenprogramm bei Ausstellungen auszuweiten.
Die anhaltende Beliebtheit des Museums liegt neben der dauerhaften Präsentation zur Wohnkultur auch an den zahlreichen Ausstellungen. Für Carmen Roebers funktioniert das Museum als Brücke zum Alltag, es sei eine Fundgrube, die unendliche Themen biete. So werden beim aktuellen Jahreszeitenprojekt nicht nur Exponate aus der eigenen Sammlung aus dem Schattendasein geholt und vorgestellt. Die Ausstellung wächst über das Jahr und setzt die Themen von vor 200 Jahren in Bezug zur Gegenwart. Beim ersten Teil – „Frühlingserwachen“ – ging es um Pflanzenjäger, die Pflanzen (und Tiere) nach Europa einführten und damit das ökologische Gleichgewicht gefährdeten. „Die Themen Ökologie, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind nicht neu und können hier anschaulich erklärt werden.
Beispielsweise mit der Tulpomanie, einer Periode im Goldenen Zeitalter der Niederlande, in der Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt wurden. In unserem Fliesenzimmer und mit den Delfter Tulpenvasen haben wir Beispiele für die neuen Mode, die sofort ihren künstlerischen Widerhall fand“, sagt Roebers und fährt fort, dass im Kontext der im 16. Jahrhundert in Europa eingeführten Heißgetränke Kaffee, Tee und Schokolade nicht nur die hübschen Porzellantässchen vorgestellt, sondern auch der Sklavenhandel und die Monokultur auf den Plantagen erwähnt werden müsse. Roebers möchte im kulturhistorischen Museum auch Diskussionen anstoßen: „Es gilt auch unangenehme Dinge zu thematisieren, zum Beispiel „Haare“, das war immer schon ein politisches Statement. Oder Körperhygiene, Verhütung und Menstruation …“
Bei der neuen Ausstellung „Sommerfrische“ wird auch hinter die Fassade des Eskapismus des 19. Jahrhunderts geschaut, das vermeintlich schöne Leben des Adels, wie es die großen Gemälde im Festsaal zeigen, wurde von der Dienerschaft ermöglicht, niemand der feinen Herrschaften hat sich wirklich die Hände schmutzig gemacht. Die Ideen gehen der Museumschefin noch lange nicht aus: „Das Haus ist ein Juwel, man findet immer etwas, was man noch nicht gesehen hat.“
Couven Museum
Hühnermarkt 17
couven-museum.de
In den Sommerferien bietet der Museumsdienst kostenfreie Aktionen an:
10.7.
Familienführung
12-13 Uhr
23.7.
Familienführung
15.30-16.30 Uhr
bis 31.8.
Ausstellung: „Sommerfrische – Ein Museum zeigt, was in ihm steckt!“
Couven Museum
Ausstellung "Sommerfrische"
Abenteuer Couven - Familienführung 10.7.24
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