Ob „Dry January“, „Alcohol Free April“ oder „Sober October“ – bei der Benennung des Trends zeigt sich die Gastronomie- und Herstellerbranche kreativ: Alkoholfreie und alkoholarme Drinks verzeichnen in Bars und Restaurants, aber auch im Getränke- und Supermarkt eine zunehmende Nachfrage. Wie schaut’s in der Region aus mit alkoholfreien Drinks?
In Lüttich hat mitten im Stadtzentrum nahe des Place Saint-Lambert vor einiger Zeit eine Bar eröffnet, in der es nur alkoholfreie Drinks gibt: „Losmoz – Bar sans alcohol“ steht auf der großen Glasscheibe, das Logo vereint Bierflasche, Cocktailglas mit Schirmchen und eine Palme als Wohlfühloase. Auf der Karte stehen neben den üblichen Softdrinks von Cola bis Eistee allein acht alkoholfreie Biere, vier Weine und ein Champagner sowie acht „Fruicktails“ (eine Mischung aus Säften, Softdrinks und Sirup) und 24 Mocktails.
Das Konzept kommt an, nicht nur bei der Generation Z, die aufgrund ihres Social Media-Konsums nicht nur besonders marketing-affin, sondern auch – zumindest in Teilen – sehr enthaltsam zu sein scheint. Die Gründe, auf Alkohol zu verzichten sind vielfältig. Ob aus medizinischen oder religiösen Gründen, wegen Minderjährigkeit, Schwangerschaft oder Stillzeit oder allem zusammen, es ist vor allen Dingen eines: nämlich egal! Ob man keinen Alkohol trinken darf, soll oder will, tut nichts zur Sache und erfordert auch keine Erklärung im Restaurant, in der Bar oder auf der Party. Frustrierend ist da eher die maue Auswahl an Getränken, mit Wasser, Limo oder Saft fühlt man sich auch im Gourmetrestaurant eher wie auf einem Kindergeburtstag. Dabei gibt es inzwischen unzählige alkoholfreie Bier-, Wein- und Spirituosen-Varianten, die der Gastronomie neue Möglichkeiten bieten, ganz zu schweigen von der Kreativität bei der Entwicklung von eigenen Pairing-Getränken für das Feinschmecker-Menü.
Interessant ist der seit einigen Jahren zu verzeichnende „Nolo“-Trend („No alcohol/Low alcohol“) aber nicht nur aus soziologisch-psychologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Der Berliner Foodjournalist Peter Eichhorn hat für den im Oktober 2024 stattfindenden Bar Convent Berlin konstatiert, dass der deutsche Markt führend bei den Absatzzahlen von Low- und No-Alcohol-Erzeugnissen sei: „In einer umfangreichen Studie untersuchten die Experten des International Wines and Spirits Record (IWSR) zehn relevante internationale Märkte (Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Spanien, Südafrika und USA) und stellten dabei im Zeitraum von 2018 bis 2022 eine Marktwertentwicklung von 8 Milliarden Dollar auf 11 Milliarden Dollar fest.
Dabei stellte sich Deutschland als stärkster Markt heraus, gefolgt von Japan und Spanien.“ Zeit also auch für regionale Produzenten, sich dem Thema zu widmen: Die Aachener Bierspezis von Bahkauv Brew haben seit Kurzem mit dem angenehm malzig-fruchtigen Pils ein alkoholfreies Bier im Angebot. Das Etikett wurde wie bei den anderen Sorten von der Aachener Illustratorin Julia Schneider entworfen und zeigt die Silhouette von Hof und Römerbogen am Büchel. Gebraut wird zwar nicht in Aachen, sondern in Aschaffenburg und Mendig in der Vulkaneifel, aber das Lokalkolorit wird auf jeden Fall bedient.
Die Gulpener Brauerei bietet zwei alkoholreduzierte Biere (0,3% Weizen, 0,3% IPA) und ein alkoholfreies Bier (0,0% Pils) an, außerdem „Batu Kombucha“, einen Drink aus fermentiertem Tee in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Auf der belgischen Seite ist neben den Leffe-Abteibieren der Anheuser-Busch-InBev-Gruppe („Blond 0.0“ – fruchtig mit feinen Noten von Vanille und Nelken und „Bruin 0.0“ – mit Röstaroma mit Karamellnoten) und Jupiler („Jupiler 0.0“ – mit leicht malzigem Aroma) seit Kurzem auch die unabhängige Bellevaux Brauerei aus Malmedy mit ihrem „Zero“, einem blumig duftenden, frischen IPA-Bier mit einem Hauch von Orange und Pfirsich, auf dem Markt vertreten.
Funfact: Das ebenfalls von ABInBev gebraute „Corona Cero“ ist Partnerprodukt der Olympischen Spiele und das am stärksten wachsende alkoholfreie Bier im Sortiment des Unternehmens.
bahkauv-brew.com
gulpener.nl
brasseriedebellevaux.be
Offener und marktorientierter sind die Verkaufsstellen: Nahezu jeder Getränke- und Supermarkt bietet inzwischen eine große Auswahl an alkoholfreien Destillaten, Weinen und Bieren. Die Aachener Bierbar „The Wingman“ hat vier alkoholfreie Biere auf der Karte, das „Hopfen + Malz“ immer etwa 20 bis 25 alkoholfreie Biere im Verkaufsregal und bei Silvio Reiss findet man im neuen „Vintäsch“ in Stolberg auch immer 25 außergewöhnliche Biere ohne Alkohol aus aller Welt.
thewingman.de
hopfenundmalz.de
instagram.com/vintaesch
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