Mitten in Aachens Norden liegt eine Schatzkammer für Kinder und Jugendliche: der Abenteuerspielplatz zum Kirschbäumchen. Betrieben vom Kinderschutzbund. In einem Gespräch verrät Sozialarbeiterin Nina Schröter, was diesen Ort besonders macht.
Versteckt zwischen Gasballons und Jülicher Straße liegt ein kleines Paradies für „Stadtkinder“. Der Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen in der gleichnamigen Straße „Zum Kirschbäumchen“.
Schon vor über 40 Jahren gab es an der heutigen Stelle eine Art Spielplatz. Allerdings war das zunächst nicht offiziell, sondern die Anwohner kümmerten sich um die Fläche. Heute wird der Spielplatz vom Kinderschutzbund Aachen betrieben. Die Fläche, auf der sich er sich befindet, ist gepachtet. Doch der Begriff Spielplatz ist eigentlich eine maßlose Untertreibung.
Allein die Größe und Weitläufigkeit, über 10.000 Quadratmeter stehen hier zum Spielen zur Verfügung. Was ihn aber besonders einmalig macht, sind die drei fest angestellten Mitarbeitende, die sich um die Planung und Durchführung von Spielen und besonderen Aktivitäten kümmern, um die Instandhaltung des Geländes und der dazugehörigen Geräte, um Netzwerkarbeit, um die Beantragung dringend benötigter Fördermittel und um Sachspenden. Alle drei sind in der Sozialarbeit tätig. Die Sozialarbeiter sind meistens von 10 bis 18 Uhr vor Ort, bis die Kinder um 14 Uhr kommen, werden alle organisatorischen Dinge erledigt, oder Aktionen für den Nachmittag vorbereitet. Die Arbeitstage der Drei sind sehr abwechslungsreich und zum großen Teil von den Wünschen der Kinder geprägt.
Wie man sieht, ist auf diesem Spielplatz vieles anders, er wirkt wie eine Mischung aus mehreren Abenteuerspielplätzen oder gar einem kleinen Freizeitpark. Aber auch ein angrenzendes kleines verwildertes Waldstück, das die Kinder und Jugendlichen natürlich zum Verstecken, Spielen und zu anderen Aktivitäten einlädt. „Wir verstehen uns als eine Art alternative OT“, erklärt Nina Schröter, eine der drei Sozialarbeiter. „Hier gibt es keine Playstations, auch Handys sind hier nicht erlaubt. Wir wollen, dass die Kinder etwas Besonderes erleben, sie hängen ja meistens zuhause sowieso an Elektrogeräten“ Es gibt viel zu entdecken, zum Beispiel eine Hüttenbauecke, eine Schmiede, in der die Kinder lernen können, mit Werkzeugen umzugehen oder einfach mal ein Werkzeug in der Hand zu halten.
Es gibt ein Fußballfeld, Klettergerüste, ein großes Piratenschiff, das von innen mit Feuerwehrschläuchen zu einem kleinen Kletterparadies ausgebaut wurde. Es gibt eine Feuerstelle, einen kleinen Teich, eine Kletterwand beziehungsweise einen Kletterbaum, Aktivitäten wie Bogenschießen und vieles mehr. Die Aufzählung endet hier, es würde einfach den Rahmen sprengen. Alle Tätigkeiten sind immer abhängig von der Personalstärke und der Lust der Kinder, nicht alle Spiele werden gleichzeitig angeboten. Viele der Klettergerüste wurden von Harry, dem Hausmeister, gebaut. „Er ist ein Fels in der Brandung und arbeitet seit über 20 Jahren hier“, erklärt Schröter. Sie selbst arbeitet seit über 10 Jahren auf dem Abenteuerspielplatz.
Seit der Entstehung ist viel passiert im Kirschbäumchen. Anfangs gaben die Anwohner noch die Schlüssel weiter, bauten ein paar Hütten, die mittlerweile durch ein richtiges Haus im Eingangsbereich ersetzt wurde. Bei dem Gebäude handelt es sich um eine ehemalige Bauhütte, die am neuen Standort wieder aufgebaut wurde.
Das Haus beherbergt die Küche, die Büros der Sozialarbeiter, Spielzimmer, Lagerräume für gespendete Bastel- und Baugegenstände und die Werkstatt von Hausmeister Harry, liebevoll sein „Büro“ genannt. Das Haus hat den Vorteil, dass auch im Winter zu Aktivitäten eingeladen werden kann. Wetter macht den Kindern im Kirschbäumchen keinen Strich durch die Rechnung, gespielt wird das ganze Jahr über. Wie lange der Spielplatz schon in der Obhut des Kinderschutzbundes ist, ist nicht genau bekannt, es muss aber schon sehr lange sein. „Früher war der Spielplatz auch als ‚Bauspielplatz‘, bekannt, weil es früher eben nur die Hütten zum Bauen und das Wäldchen gab.“, erinnert sich Schröter.
Von Seiten der Sozialarbeiter wird wenig geplant oder besser vorgeschrieben. Was oder ob die Kinder hier bauen wollen, denken sich die Kinder aus, ihre Bedürfnisse werden aufgenommen und umgesetzt. Das ist hier besonders wichtig. So gibt es Phasen, in denen mehr Fußball gespielt wird, an anderen Tagen steht Verstecken spielen oder Hütten bauen hoch im Kurs. Das entscheiden die Kinder selbst. „Sie kommen auf uns zu und geben ihre Vorschläge weiter. Wenn sie etwas machen möchten, tun wir, was uns möglich ist, um das auch umzusetzen“, erzählt die Sozialarbeiterin. Die Kinder lernen hier selbst Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Wünsche zu äußern. Ein Raum nur für Sie. Ähnlich verhält es sich mit dem Essen, die Kinder können auf dem Spielplatz eine Mahlzeit einnehmen, auch diese wird oft von den Kindern selbst gewählt. So gibt es an manchen Tagen den Klassiker Stockbrot oder Sushi, an anderen Tagen selbstgemachte Pizza aus einem echten Lehmofen oder auch mal „einfachere“, aber nicht minder beliebte Gerichte wie Chicken-Nuggets. Neben den offensichtlich bei den Kindern beliebten Gerichten wird auch täglich frisch gekocht, natürlich für jedes Kind kostenlos. Auf dem Abenteuerspielplatz sind alle Angebote für die Kinder kostenlos. Lediglich Kindergeburtstage kann man an den Wochenenden gegen eine Spende von 70 Euro buchen, die dann von ehrenamtlichen Mitarbeitern durchgeführt werden.
Der Spielplatz kooperiert auch mit Schulen, wie zum Beispiel der 4. Aachener Gesamtschule. Die Schüler können den Spielplatz im Rahmen des Unterrichts als Exkursion besuchen. Die engste Kooperation besteht mit der in unmittelbarer Nähe gelegenen Grundschule Feldstraße, die Kinder der offenen Ganztagsbetreuung der Schule kommen ab 14 bis 16 Uhr zum Toben auf den Abenteuerspielplatz, mit Erlaubnis der Eltern dürfen die Kinder auch bis zum Schluss auf dem Gelände spielen.
Der Spielplatz ist montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr für alle Kinder bis 15 Jahre geöffnet. Der Spielplatz ist eine „Elternfreie Zone“, das ist bewusst so gewählt. Das Kirschbäumchen soll ein Schutzraum für Kinder sein, in dem sie sich völlig frei und unbeeinflusst entfalten können. Dies gilt jedoch nicht für die Kleinsten, Kinder bis zum vollendeten 4. Lebensjahr dürfen sich in Begleitung ihrer Eltern im sogenannten U5-Bereich aufhalten. Ein extra abgetrennter Bereich, in dem sich die Jüngeren austoben können. Dort stehen ihnen genauso interessante Spielmöglichkeiten zur Verfügung, nur alles etwas kleiner. Außerdem soll der Rest des Platzes Elternfreiezone für die Kinder und Jugendlichen über fünf Jahren bleiben. Dieser Bereich für die jüngeren wird, wie der gesamte Spielplatz, ständig erweitert. Demnächst kommt eine Wasserstelle für den U5-Bereich, ein kleines Fußballfeld und ein neues Klettergerüst. In den Ferien finden drei Wochen lang Ferienspiele statt, die sich großer Beliebtheit erfreuen.
Finanziert wird der Spielplatz von verschiedenen Stellen, den größten Anteil trägt natürlich der Kinderschutzbund als Träger, aber auch Zuschüsse der Stadt Aachen oder vom LVR finanzierte Projekte sind Teil der Finanzierung des Kirschbäumchens. Größere Sachspenden kommen auch von Firmen, die zum Beispiel Sand oder andere für den Betrieb notwendige Mittel finanzieren. Ohne diese Spenden könnte der Spielplatz kaum überleben. Auch Privatpersonen spenden für den Spielplatz, vor allem Sachspenden. Das Team nimmt zunächst alle Spenden an, es wird geschaut, wie man damit eine Aktivität für die Kinder starten kann, man ist auf jeden Fall für jede Spende dankbar, sei es eine kleine finanzielle Spende von Eltern, deren Kinder dort spielen, oder eine Sachspende.
Aber auch Manpower wird immer gebraucht. Wer möchte, kann sich ehrenamtlich einbringen, Hilfe ist immer willkommen und wird auch benötigt, um den Betrieb reibungslos über die Bühne zu bringen, ebenso sind Sachspenden immer willkommen. Genau wie jedes Kind, ohne Anmeldung, ohne Kosten- einfach vorbeikommen!
Der Spielplatz ist für Kinder von 5 bis 15 Jahren geöffnet Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr
Der gesamte Spielplatz ist Eltern- und Handyfreiezone.
Für Kinder unter 5Jahren gibt es gesonderte Angebote, bei denen die Kinder von ihren Eltern begleitet werden dürfen.
Der Eintritt ist frei. In den Ferien gibt es gesonderte Ferienspiele.
Alle Infos dazu und weitere Informationen gibt es unter: kinderschutzbund-aachen.de/abenteuerspielplatz
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