Okay, hier wird es richtig weihnachtlich – und zwar Heiligabend-weihnachtlich. Bei Elli und Robert, die seit drei Jahren geschieden, aber dennoch fest entschlossen sind, in ihrem ehemaligen gemeinsamen Zuhause die alljährliche Vision eines harmonischen Weihnachtsfests zu feiern. Das Problem: Ihre drei erwachsenen Kinder wissen nichts von der Scheidung nach fast 40 Ehejahren, und die neuen, wesentlich jüngeren Partner halten nicht viel von der Idee. Es kommt, wie es kommen muss: Die Frace fliegt auf. Doch bis es so weit ist, werden den Besuchern jede Menge weihnachtliche Klischees serviert.
Dabei wird wohl so mancher denken: „So schlimm wird es bei uns Heiligabend schon nicht werden.“
In den letzten Jahren stand in der Vorweihnachtszeit am Grenzlandtheater meist ein Musical auf dem Programm. Dieses Jahr ist das anders. „Zum einen haben wir die Spielzeit mit einer musikalischen Produktion eröffnet, zum anderen wollen wir möglichst viele Genres abdecken“, erklärt Anja Junski. Hinzu kommt, dass jeder bei dieser Weihnachtsfarce Anknüpfungspunkte finde: „Man soll sich einfach gut unterhalten fühlen und danach auf Weihnachten freuen.“
Die Vorlage des Theaterstückesist eom Roman von Lo Malinke, der 2014 erschienen ist und direkt verfilmt wurde. Junski hat den Film allerdings nie gesehen.
„Das brauche ich auch gar nicht. Wir schaffen unsere eigene Version, entwickeln die Figuren gemeinsam und erschaffen etwas Neues.“ Vorgegebene Interpretationen einer Rolle oder eines Bühnenbildes könnten dabei sogar hinderlich sein. „Wir erzählen eine Geschichte, die tief in ein Familienkonstrukt blicken lässt, Geheimnisse aufdeckt und mit Klischees spielt. All das bauscht sich immer weiter auf, bis es zum großen Knall kommt – und dann: Feuer frei.“
Doch es geht nicht nur um Slapstick und das Spiel mit „Wer weiß was“. Auch Textgenauigkeit, Zynismus und Nahbarkeit stehen im Fokus. „Im Theater hat man nicht die gleichen Möglichkeiten wie im Film, etwa mit schnellen Schnitten Tempo zu erzeugen. Aber wir können den Zuschauer quasi mit an den Tisch holen und ihn neben all dem Witz auch die Ängste spüren lassen.“
Zudem zeigt das Stück: Chaos unterm Weihnachtsbaum gibt es überall. Und die Erkenntnis, dass es in anderen Familien noch chaotischer zugeht, tröstet so manchen. Entsprechend häufig wird es in dieser Weihnachtsgeschichte befreiendes Lachen geben – ebenso wie emotionale „Oh“-Momente, wenn besinnliche Szenen folgen. /kw
bis 31.12.24
„Alle unter eine Tanne“
20 Uhr, Grenzlandtheater Aachen
4.-10.1.25
„Alle unter eine Tanne“
diverse Orte, Städteregion
www.grenzlandtheater.de
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