Ihr Wikipedia-Eintrag verzeichnet seit 1993 25 (!) Veröffentlichungen. Seit knapp 33 Jahren gehört die Aachener Band Electric Orange zu den Bewahrern der Krautrocktradition, und die Webseite „musikreviews.de“ befand bereits vor mehr als zehn Jahren: „Seit fast 20 Jahren klingen ihre Alben genauso, wie es die beinharten, alten Krautrock-Fans von ihren 70er-Idolen erwarten: psychedelisch, sphärisch, elektronisch, urwüchsig und improvisiert.“
Dirk Jan Müller (Synthesizer, Orgel) gründete die Band 1992.
1994/95 kam Dirk Bittner (Gesang, Gitarre, Percussion) hinzu. Seit 2019 spielt Werner Wieczorek den Bass, Eric Karow saß bis 2004 hinter dem Schlagzeug und ist seit 2022 wieder dabei. „Electronic-Psychedelic-Rock“ oder auch „Krautrock“ sind passende Genrenamen, um den Stil der Band zu umschreiben. Das bestätigt auch Dirk Bittner. Als Vorbilder nannte die Band Can, Syd Barrett, Brainticket oder Nektar. Hammondorgel, Synthesizer und das Mellotron sind genutzte Instrumente, die eine geneigte Hörerschaft tief in die frühen 70er Jahre des letzten Jahrhunderts führen. Das ändert sich auch wenig auf dem aktuellen Album „ada“.
Mit einer Ausnahme: Waren die Songs von Electric Orange in früheren Tagen oft zehn oder fünfzehn Minuten lang und gingen zuweilen über eine ganze Plattenseite, hat sich der Fokus auf ihrem neuen Album jetzt auf deutlich kürzere Stücke verlegt (nur der Track „Tage der Selbstmumifizierung“ ist knappe 10 Minuten lang). Die psychedelischen Momente bleiben auch in der Kürze erhalten. Der Opener „henry’s bead“ zieht in seinen Bann und offenbart eine geradezu klaustrophobische Grundstimmung. Flöten und Saxophone hinterlassen flüchtige Spuren, und auch eine Band wie Amon Düül II versteckt sich im Sound der Band.
Alle ihre Alben werden seit 2001 von Eroc, einem Mitglied der legendären Krautrockband Grobschnitt, gemastert.
Vorab ist ihr Proberaum gleichzeitig ihr Aufnahmestudio. Hier entstehen die Stücke aus Improvisationen heraus, die auf 24 Spuren mitgeschnitten, später bearbeitet und geschnitten werden. Dirk Jan Müller in einem früheren Interview: „Früher haben ein oder zwei von uns einen Song vorbereitet und mit den anderen eingeübt. Heute spielen wir einfach, z. B. vierzig Minuten lang, nehmen das auf und bearbeiten die Aufnahme zu einem Electric Orange-Stück, das dann vielleicht noch fünf Minuten auf der Schallplatte hat.“
In der Aachener Musikszene sind Electric Orange wenig sichtbar. In ihrer ganzen Karriere haben sie es (laut ihrer Webseite) auf gerade mal neun Auftritte vor Ort geschafft. Interessant sind die vielen Wechsel der Örtlichkeiten: Malteserkeller, AZ (1995), Musikbunker (1998), Hauptquartier (2002), Jakobshof, AZ (2010), ein Release-Konzert im Plattenladen „Plattenbau“ (2011), erneut im Jakobshof (2013) sowie im Kennedypark (2014). In der Region beehrten sie den „Tatort“ (heute: Outbaix) in Übach, den Streiffelder Hof in Herzogenrath und das Spirit Of 66 in Verviers. Wenn die Band sich schon live rar gemacht hat, klappte es doch immerhin 2007 auf dem größten und ältesten Hippie-Treffen, dem Burg Herzberg Festival, sowie im Jahr darauf zur berühmten „Zappanale“ in Bad Doberan und dreimal auf das von Guru Guru initiierte Finkenbach Festival im Odenwald.
Auf ihrer eigenen Bandcamp-Seite electricorange.bandcamp.com sind fast alle Alben digital erhältlich. Als LP und CD ist ihr neuestes Werk „ada“ über den Vertrieb Cargo Records auch seit Anfang Dezember im gut sortierten Plattenladen erhältlich. /rm
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