Das Aachener Art’n Schutz Orchester lädt zum alljährlichen Neujahrskonzert in die Mulde des Ludwig Forums und feiert ihr 20-jähriges Bestehen.
Es ist so etwas wie eine kleine Allstar-Besetzung im Aachener Jazz, immerhin gehören zum neunköpfigen Ensemble Musiker wie die Sängerin Anirahtak (Ulla Marks), Heribert Leuchter (Saxophon), Jürgen Sturm (Gitarre), Christoph Titz (Trompete) oder – heute nicht mehr dabei – Ludger Singer (Klavier, Posaune). Das „einzige freie Großensemble“ in Aachen zeichnet sich durch komplett eigen verfasste Kompositionen aus. Die Jazz-affinen Kompositionen im Spielmodus der kollektiven Improvisation entstanden in den Anfängen im Dreieck zwischen Jürgen Sturm, Ludger Singer und Heribert Leuchter (mit den Texten von Anirahtak).
Aktuell haben sich die Songcredits auf einige weitere Bandmitglieder erweitert. „Entstanden ist die Idee zur Bildung eines größeren Ensembles Ende 2004“, erzählt Ulla Marks. „Nach dem ersten LUXaries Label-Fest, bei dem die einzelnen Bands ihre neuesten Produktionen vorgestellt hatten. Jürgen Sturm, Heribert Leuchter (der LUXaries Records gegründet hat) und ich formierten bei einer Nachbesprechung den Gedanken, alle einmal zusammen auf eine Bühne zu bringen, wie eine Art Familientreffen, mit all den klanglichen und musikalischen Möglichkeiten, die sich aus einer Großformation mit mehreren Bandleadern und Komponisten ergeben.“ So geschah es. Bis zum heutigen Tag kommt man ein paarmal im Jahr zusammen und erarbeitet ein neues Repertoire.
Die Konzerte des Art’n Schutz Orchester sind selten, aber regelmäßig. Das mag auch mit dem derzeitigen Wohnort mancher Mitglieder zu tun haben. Anruf bei Christoph Titz in Berlin, der seit rund elf Jahren im Ensemble ist. „Sie haben mich damals gefragt, und ich war dabei!“, erzählt er. „Das Besondere an dieser Band ist für mich einfach: Heimat! Ich habe damals die ersten Unterrichtsschnitzel, was improvisierte Musik angeht, von Jürgen Sturm und Heribert Leuchter bekommen. Das Heimatgefühl und diese Vertrautheit hält uns auch zusammen.
Das macht den besonderen Reiz dieser Band aus. Mit allen, die mitspielen, habe ich eine Geschichte“, sagt Christoph Titz.
Wäre es nach weiteren zehn Jahren nicht erneut Zeit für neue Aufnahmen des ASO? „Wer weiß? Genügend Stoff ist auf Lager …“, sagt Ulla Marks. Man muss wissen, dass die 2015 im Topas Studio in Köln aufgenommene CD durch private Sponsoren ermöglicht wurde. Dazu gehörten Prof. Dr. Dr. Alfons Labisch, Axel Deubner, Hans-Werner Fröhlich, Dr. Martin Fröhlich, Delheid Soiron Hammer Rechtsanwälte sowie die Gesellschaft für zeitgenössische Musik e.V. Aachen. Doch abgesehen von der Finanzierbarkeit – welche Chancen hat die Musik des ASO im Streaming-Zeitalter? Wäre ein neues Album eher im CD- oder LP-Format? Chancen im Streaming sieht Ulla Marks keine fürs Orchester. „Die Stücke sind zu lang, zu sperrig, zu ausufernd, zu dynamisch, zu …“. Der Vollständigkeit halber findet sich die Musik dann doch bei den Streaming-Anbietern. „CD oder Vinyl? Hinge vom Produzenten ab. Aus gestalterischen Gründen wäre Vinyl zu bevorzugen.“
Die ZukunftNeben Steffen Thormählen am Schlagzeug hat sich das Orchester verjüngt und vor allen Dingen weiblich erweitert. Nora Jim (Klavier) und Nina Leonards (Violine) machen das Ensemble für die Zukunft fit. Ulla Marks: „Dass die Violine und das Klavier jetzt von Frauen gespielt werden, freut mich persönlich, weil die Dynamik in gemischten sozialen Gruppen allgemein, sagen wir, ‚anders‘ ist. Und die Außenwirkung ist erstaunlich. Musikalisch relevanter ist aber eher, dass beide jünger sind und ihren spezifischen Background mitbringen.
Nina kommt aus einer weniger jazzigen Richtung, und Nora kam direkt vom Konservatorium in Brüssel zu uns, wo sie als Jazz-Pianistin ausgebildet wurde. Beide haben das Repertoire mit eigenen Kompositionen bereichert.“
Das Orchester will auch die nächsten zehn Jahre weitermachen. Ulla Marks: „Natürlich kann es passieren, dass der Nachwuchs irgendwann übernimmt oder übernehmen muss, weil wir nicht mehr können. (Leuchter und Sturm sind siebzig, Ulla Marks vierundsechzig Jahre jung.) Aber solange das Haus voll ist, wenn wir spielen, geht es weiter. Für mich kann ich sagen: Ich bin in Top-Form und habe noch einiges vor.“
1.1.25
Art’n Schutz Orchester – Neujahrskonzert
18 Uhr, Mulde im Ludwig Forum
Kartenreservierungen: aso@luxaries.de
Die Besetzung
Anirahtak (Ulla Marks) – Stimme Christoph Titz – Trompete Uli Jend – Saxophone Heribert Leuchter – Saxophone Nina Leonards – Violine Nora Jim – Klavier Jürgen Sturm – Gitarre Lothar Galle-M. – Bass Steffen Thormählen– Schlagzeug
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