Im Februar 2024 haben wir unsere Serie „Gutes tun“ gestartet, um der Flut an schlechten Nachrichten und negativen Berichten etwas Positives entgegenzusetzen. Etwas, das Mut macht und Vorbild ist, um zu zeigen, dass es viele Menschen gibt, die Gutes tun und sich für andere einsetzen – und dass es mitunter ganz einfach sein kann, auch selbst etwas Gutes zu tun.
Auslöser war die Benefizaktion des Lions Club Aachen Aix-la-Chapelle zum Valentinstag, bei der zahlreiche Ehrenamtliche 2.000 Geschenkdosen mit verschiedenen Produkten wie Dinkel-Herzkeksen oder veganen Fruchtgummiherzen „mit Liebe“ gepackt haben, die dann zugunsten von „Breakfast4Kids“ und dem „D-Hof“ verkauft wurden.
Anschließend ging es ins Tierheim Aachen, wo uns neben der charismatisch-engagierten neuen Leiterin Sina Braun vor allem die Studentin Maite Haas imponierte, die seit viereinhalb Jahren jeden Tag mit dem fast blinden und sehr speziellen Listenhund Eros spazieren geht. Seitdem hat das Klenkes-Team im Freundes- und Kollegenkreis säckeweise Handtücher und Bettwäsche gesammelt und im Tierheim abgegeben, denn auch diese kleine Geste hilft den zahlreichen Tieren von Hund und Katze über Kaninchen, Meerschweinchen und Maus bis zu Hahn, Wellensittich und Kanarienvogel.
Jedes Mal, wenn wir von dieser banalen und doch sehr praktischen Unterstützungsmöglichkeit gesprochen haben, war die Reaktion die gleiche: „Echt? Das wusste ich gar nicht, dann kann ich das ja auch machen.“ Wasch- oder Putzmittel sind genauso gern gesehen wie Geldspenden, denn auch die werden benötigt. Das Wichtigste sind aber die Tiere, die dringend Pflege- oder Adoptionsstellen brauchen, also: „Adopt, don’t shop!“
In den folgenden Monaten haben wir den NABU besucht und über ehrenamtliches Engagement im Naturschutz und der wichtigen Aufklärungsarbeit in Schulgärten gesprochen.
Wir haben Mitarbeitende der Telefonseelsorge kennengelernt, die erzählten, dass sie „Erste Hilfe für die Seele“ leisten, wenn durch einen Notfall von einer Sekunde zur anderen alles anders ist. Denn das echte Leben ist ganz anders als ein Krimi im Fernsehen, hier geht es um echte Menschen und ihre Gefühle. Gut zu wissen, dass ausgebildete Ehrenamtliche in solchen Fällen zur Seite stehen.
Von der DLRG, der ehrenamtlich tätigen Wasserrettung erfuhren wir, dass die Anzahl der Kinder, die nicht schwimmen können, in den letzten Jahren dramatisch angestiegen ist, was auch in der Region zu folgenschweren Badeunfällen führte. Zu den Kernaufgaben der DLRG gehört daher neben der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung auch die Aufklärung über Wassergefahren und der Wasserrettungsdienst. Dennoch fehlen Hallen und qualifizierte Ausbilderinnen und Ausbilder, um Kinder und Erwachsene mit Wasser vertraut zu machen und ihnen sicheres Schwimmen beizubringen. Wie wichtig diese Arbeit ist, erfährt Jürgen Karl, Leiter des DLRG-Bezirks Aachen, wenn er auf einen der „100.000 Freunde im Grundschulalter“ trifft, die ihn aus den Kursen kennen und seinen Namen rufen, sobald sie ihn sehen.
Mit Petra Mahr, Teamleiterin „Engagierte und kooperative Stadt“, führten wir ein Gespräch über freiwilliges bürgerschaftliches Engagement, die Bedeutung für die Gesellschaft und das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Diesen Satz haben wir im Zuge der Serie „Gutes tun“ sehr häufig gehört: Es wurde nicht gemeckert oder gejammert, sondern immer wieder betont, wie sinnstiftend und sozial das ehrenamtliche Engagement sei.
Die Möglichkeiten sich einzubringen sind vielfältig, das zeigte auch ein Besuch bei der Bürgerstiftung Lebensraum in der Burg Frankenberg: bis zu 250 Menschen tragen aktiv bei rund 30 verschiedenen Projekten dazu bei, dass sichwas bewegt. Neben dem niederschwelligen Jugendsportprojekt „Move on“ und der „Junge Selbsthilfe“ stand auch die „Existenzgründung für Menschen mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund“ im Fokus, bei der bereits die sechste Gruppe ihre Gründungsideen im Collective Incubator, einem Teil des Exzellenz Start-up Center.NRW-Projekts an der RWTH Aachen vorstellen konnte. Dass bei so vielen Top-Projekten auch mal ein Flop dabei sein kann, zeigte sich bei der Initiative „Wärm Komp“: Obwohl der Testbetrieb des Pop-up-Brunnens im Kurpark Burtscheid nicht wie gehofft lief, haben alle Teilnehmenden von FH-Studierenden bis Stadtteilkonferenz-Mitgliedern wertvolle Erfahrungen gesammelt – und ein gemeinschaftliches Projekt durchgezogen, das schweißt zusammen.
Das Zusammenbringen des Leitungsteams vom „D-Hof“ mit den Leiterinnen von „Türöffner e.V.“ aus Würselen markiert ein persönliches Highlight: Am Tisch mit Sandra Jansen und Silke Jansen (nicht verwandt und doch aus einem Holz geschnitzt) und den Würselener „Power-Ladies“ Pelin Yigit und Catrin Renzelmann entfaltete sich so viel positive Energie, dass spontan die Idee zu einem Tag der Erfolgsgeschichten entstand. „Unser Ziel ist es, die Welt größer und schöner zu machen“, sagte Sandra Jansen, wohlwissend, dass der Stadtteil Driescher Hof ein schwieriges Umfeld, gerade für Kinder und Jugendliche ist. Pelin Yigit und Catrin Renzelmann ergänzten, dass das Prinzip „Geben und Nehmen“ wichtig sei, wer etwas bekomme, helfe dann beim nächsten Mal an anderer Stelle. Für ihre unermüdliche Arbeit wurden beide Institutionen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, der „D-Hof“ unter anderem mit dem „Aachener Vielfaltpreis“ und Türöffner e.V. mit dem „Integrationspreis“ und dem „Deutschen Engagement Preis“.
Dass respektvolles Miteinander Früchte trägt, zeigte sich auch bei einem Besuch des großartigen Abenteuerspielplatzes „Zum Kirschbäumchen“, der vom Aachener Kinderschutzbund betrieben wird und dank vieler Hände Unterstützung ein wahres Paradies für Kinder ist. Dort haben beispielsweise beim Sommerfest die größeren Kinder und Jugendlichen den Kleineren verschiedene Spiele organisiert und beim Dosenwerfen, Bogenschießen und der Ausgabe der Malsachen geholfen.
Nachhaltig Eindruck hat auch der Besuch bei der Bahnhofsmission, einem Knotenpunkt der sozialen Hilfe, hinterlassen. Dort betrat während des Gesprächs ein junger Mann den Raum, der gerade aus der Haft entlassen worden war und von den beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, einer 76-jährigen Rentnerin und einer 22-jährigen Studentin, nicht nur eine heiße Suppe, sondern auch Unterstützung für die nächsten Schritte an die Hand bekam. Die Begegnung ein paar Tage später mit einem Obdachlosen vor dem Theater, der das wilde Zelten im Grünen der Übernachtung in einer städtischen Unterkunft vorzog, hallte noch lange nach, da einige Zeit später die Temperaturen fielen und der Winter Einzug hielt. Der Gedanke an Wohlstand-Kids (auch gesetzteren Alters), die nach einem sommerlichen Festivalbesuch Schlafsack und Zelt einfach zurücklassen, bekommt damit nicht nur aus ökologischer Sicht eine besonders bittere Note. Dabei gilt auch hier „One man’s trash is another man’s treasure“: Bei der WABE werden saubere Schlafsäcke und Isomatten gesammelt und an die Bahnhofsmission gegeben, das heißt, auch hier kann eine kleine Aktion viel Gutes bewirken.
Kleine Gesten sind auch bei der Arbeit der Grünen Damen und Herren der Aachener Klinikhilfe und bei den Klinik-Clowns gefragt, die unter anderem im Uniklinikum Aachen unterwegs sind. Während die Ehrenamtlichen der Klinikhilfe mit kleinen Erledigungen und vor allem Gesprächen am Krankenbett helfen, sorgen die Klinik-Clowns schon auf den Gängen für Aufsehen. Umso größer ist die gute Laune auf den Kinderstationen, wenn sie gerade den Aufenthalt von Kindern im Krankenhaus mit ihrem Auftritt ein bisschen bunter und heiterer machen können.
Zum Jahresende schloss sich der Bogen mit der Charity-Aktion von sieben Lions Clubs, des Zonta-Clubs und dem Leo-Club, bei der unter dem Motto „Kräfte bündeln – gemeinsam wirken“ auf dem Aachener Weihnachtsmarkt 5.000 Gläser selbstgemachter Marmelade (streng genommen: Fruchtaufstrich), Chutney und Honig zugunsten von drei Projekten – dem „Jungen Theater“ des Das Da-Theaters, dem Projekt „miteinander lernen“ und dem „D-Hof“ – verkauft wurden. Das Ziel der Aktion mit mehrmonatigen Vorbereitungen, bei der mehr als 120 Menschen von Obstpflücken über Einkochen bis Verpacken und Beschriften der Gläser und der dreiwöchigen Standbetreuung auf dem Weihnachtsmarkt aktiv waren, sollte das Erreichen einer Viertelmillion Euro als Spendengeldern sein. Was als einziges clubübergreifendes Projekt 2009 begann, findet mit der Ausgabe 2024 sein Ende – und markiert vielleicht den Anfang für neue Ideen und Projekte. Denn auch wenn Rolf Sweekhorst, einer der Organisatoren, im Gespräch verrät, dass er sich freut, nun wieder mehr Zeit zu haben, bekräftigt er gleich im nächsten Satz, dass das gewachsene Netzwerk der verschiedenen Akteure viel zu kostbar sei, um es brach liegen zu lassen. Und so bleibt nach 12 intensiven Begegnungen das gute Gefühl, dass es in Aachen und Umgebung sehr viele Menschen gibt, die für andere einstehen und mit kleinen und großen Gesten viel Gutes bewirken. Die Liste unserer „Kandidatinnen und Kandidaten“ für diese Serie ist noch lang, wir freuen uns auf die Fortsetzung von „Gutes tun!“ …
Alle Geschichten finden sich auf unserer Website: klenkes.de
RAND
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