„Es begann mit den Beatles, meine Schwester hatte Platten auch von Chris Barber, so orientierte ich mich an dieser Musik. Ich trommelte bei Tanzkapellen und Bands, die Stücke von Jelly Roll Morton oder Hard Bop spielten. Dann erschien Tony Williams in der Band von Miles Davis … Zu Haus spielte ich niemals mit dem Schlagzeug, das ich bei Auftritten benutzte, sondern auf einem alten Gretsch Drum Kit mit tollen Becken, sehr klassisch. Ich spielte alles was mir in den Sinn kam und kombinierte Patterns von drei sehr diszipliniert „in Time“ spielenden Drummern, von Roy Haynes, Frank Butler und Elvin Jones. Ich spielte Licks, die sie vielleicht auch gespielt hätten. Ich probierte und fummelte so für mich herum. Vor den Auftritten spielte ich mich manchmal auf diese Weise warm. Es entspannte mich.“ (The Wire 34/35, 1986)
Seit dem 14. Lebensjahr spielt Paul Lovens mit diversen Klang- und Schlagwerkzeugen, seit einem halben Jahrhundert nun schon in freier Spielart. Aachen kennt diese Musik ebenso lange. Die Anfänge der Aachener Jazzkultur rund um den Malteserkeller e.V. und die internationalen Netzwerke zur freien Improvisation in ganz Europa und Übersee sind ohne seine Initiativen und sein Engagement kaum vorstellbar. In Deutschland und Europa nach Faschismus und Krieg ist Lovens einer der Leitfiguren des freien Jazz. Er war Gründungsmitglied im Alexander von Schlippenbach Trio, dem Globe Unity Orchestra und und Berlin Contemporary Jazz Orchestra, er spielt bis auf den heutigen Tag ständig mit Solisten und kleinen Gruppen wie Evan Parker, Mats Gustafsson, Quintet Moderne, Company, im Duo mit Paul Lytton, Rüdiger Carl, Hans Reichel, Lotte Anker, im Konrad Bauer LX, Shelley Hirsch und unzähligen anderen. Er gründete ein eigenes Jazz-Label und veröffentliche Platten. Trotz seiner internationalen Karriere blieb er der Aachener Jazz-Szene verbunden. Wolfgang Becker und die „Neuen Galerie – Sammlung Ludwig“ sowie die GZM Aachen boten ihm immer wieder eine Bühne. Mit dem leider viel zu früh verstorbenen Aachener Maler Herbert Bardenheuer verband ihn mehr als eine tiefe Freundschaft. In seinem Atelier entstanden dynamische Bilder zu Improvisationen von Paul Lovens, oder speiste sich die Energie der Improvisationen etwa aus den Bildern? Diese auch heute noch schäumende Kreativität wird auf seinen beiden aktuellen CDs nur allzu deutlich: „Mein Freund der Baum“ mit Flo Stoffner und Rudi Mahall und „The Room: Time and Space“ mit Seppe Gebruers und Hugo Antunes.
Das Beste, wie immer, zum Schluss. Anlässlich seines 70ten Geburtstages, können wir Paul Lovens Performance zusammen mit seiner Wunschband am Freitag, den 4. Oktober um 20 Uhr in der Klangbrücke in Aachen erleben. Florian Stoffner (E-Git.), Jacques Demierre (Piano) und John Butcher (Sax) gehören, weltweit, zu den begabtesten Könnern dieser Kunst und werden demonstrieren: „Improvisierte Musik ist der Beweis dafür, dass es keinen Zufall gibt.“ (Paul Lovens)
4.10.
Paul Lovens zum 70.
20 Uhr, Klangbrücke
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