Mit der Preisvergabe würdigt die Jury der Walter Hasenclever Gesellschaft das Gesamtwerk der aus Kroatien stammenden Schriftstellerin. Bodrozic steht mit „ihrem Leben und Werk für einen Fokus auf Mittel-Europa und die das ‘Grenzgänger-sein‘ in einem modernen Europa verkörpert. Das eigene wird dadurch gerade im zunächst Fremden, Anderen entdeckt und zum Ausdruck gebracht“, heißt es in der Begründung der Jury. Des Weiteren betonte die Jury, dass Bodrozic sich der wichtigen Identitäsfrage annimmt und Heimat als eine Art Verpflichtung zum Unterwegssein definiert. Der Leiter des Aachener Kulturbetriebs und Jurymitglied, Olaf Müller, sieht in der gattungsübergreifenden Vielfalt ihrer Ausdrucksformen, der Expressivität der Sprache und dem ethischen Anspruch aus der Vergangenheit für die Zukunft Europas eine große Nähe zu Walter Hasenclever.
Die Preisverleihung findet am 22. November im Aachener Ludwig Forum statt. Am 21. November wird Marica Bodroziv eine Lesung im Ludwig Forum geben und am 23. November folgt traditionsgemäß ein Programm mit Bodrozic in der Aula des Einhard-Gymnasiums.
Marica Bodrozic
Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr lebte Bodrozic mit ihrem Großvater in der Nähe von Split, Kroatien. 1983 kam sie nach Deutschland und begann die deutsche Sprache zu lernen. Die Schriftstellerin widmete sich in ihren frühreren Erzählungen und Gedichten der poetischen Ausschöpfung von Gedächtnis und Erinnerung. Ihre Werke wenden sich an die Suchenden, Umherreisenden und Verlorenen. Die Protagonistin ihrer Werke ist die Sprache. Bodrozics Prosa ist stets lyrisch durchsetzt und ihre Gedichte haben stellenweise erzählerische Züge.
2007 veröffentlichte Marica Bodrozic zusammen mit der Filmemacherin Katja Gasser den Dokumentarfilm „Das Herzgemälde der Erinnerung. Eine Reise durch mein Kroatien.“
Walter Hasenclever
Hasenclever wurde am 8. Juli 1890 in Aachen geboren. Er wurde durch sein lyrisches Werk und sein 1916 uraufgeführtes Drama „Der Sohn“ als Exponent des literarischen Expressionismus bekannt. 1917 erhielt er den „Kleist-Preis“ und lebte von 1924 bis 1930 als Journalist in Paris. In Paris schrieb er einige Schauspiele und wurde zeitweilig zum meist gespielten Dramatiker des deutschen Sprachraums. 1930 arbeitete in Hollywood als Drehbuchautor Greta Gabors. In Deutschland wurden seine Werke 1933 verboten, da er ein Regimegegner war. Aufgrund der Gefahr durch das Regime flüchtete Hasenclever ins Exil, wo er angesichts der deutschen Kriegserfolge am 21. Juni 1940 den Freitod wählte.
Website Walter Hasenclever Gesellschaft
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