Von Christian Dang-Anh
Sascha Rösler, auf dem Fußballplatz ein emotionaler Antreiber, der sich immer am Limit bewegt, polarisiert. Auch wenn er einer der Aufstiegshelden 2005/06 war und zwei Jahre lang sehr erfolgreich für die Alemannia spielte, seinen Wechsel zum Rivalen Mönchengladbach konnten damals nur sehr wenige Aachen-Fans gutheißen.
Ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat Röslers zur größer dimensionierten Borussia tat sein Übriges: Wann immer er in der Folge auf die Alemannia traf, prasselten Pfeifkonzerte und teils übelste Beschimpfungen auf ihn ein.
Als Aufsteiger zum Absteiger
So sehr er auch von vielen Anhängern geschätzt wurde, so leidenschaftlich wurde er von nicht wenigen zur persona non grata erklärt. Dieser Sascha Rösler sagt jetzt: „Mir war schnell klar, dass ich noch mal richtig Bock auf diese Aufgabe bei der Alemannia habe!“
Er kommt als Bundesligaaufsteiger von Fortuna Düsseldorf zum Zweitligaabsteiger Alemannia Aachen. In Aachen soll wieder etwas wachsen. Nachhaltig, wie Sportdirektor Uwe Scherr nicht müde wird zu betonen.
Dabei ist die Alemannia nicht gerade mit Geld gesegnet und setzt neben der Mischung aus erfahrenen Spielern und hungrigen Talenten vor allem auf „Demut und Bescheidenheit“ und „volle Identifikation mit dem Verein“, so die Vorgaben des Sportdirektors.
Alemannia-Fans? „Sensationell!“
Angesichts der bisher überzeugenden Arbeit Uwe Scherrs – der neue Kader mutet weit stärker und charismatischer als der vorige an – glauben viele Fans an einen sofortigen Wiederaufstieg – und fordern diesen auch ein.
Der Druck ist riesig. „Das ist aber auch ein riesiger Ansporn! Wenn man bedenkt, was die Fans das letzte Jahr mitmachen mussten und trotzdem so zur Alemannia stehen, ist das schon sensationell!“, sagt Rösler.
Aber: „Für viele unserer Spieler ist die dritte Liga Neuland. Deswegen wird es wichtig sein, diese direkt vom ersten Spiel an voll anzunehmen! Es macht mit einer komplett neu zusammen gestellten Mannschaft wie der unseren eh nur Sinn, sich kurzfristige Ziele zu setzen.“
Rösler: „Ich habe Ecken und Kanten“
Die tragende Rolle, die Rösler in diesem Konzept spielen soll, nahm er ohne zu zögern an. Ausgerechnet Sascha Rösler könnte zur Integrationsfigur der neuen Alemannia werden. Warum auch nicht? „Ich wohne ja immer noch in Aachen, die Nähe und Sympathie zur Alemannia waren immer da! Auch die Gespräche mit Uwe Scherr waren sehr positiv, und ich entscheide immer nach meinem Bauchgefühl.“
Und das wog stärker als die teils schwierige Situation mit einigen Fans. „Sympathie“ ist hier zudem ein sehr starker Ausdruck. Denn beim wichtigsten Spiel der diesjährigen Vorbereitung gegen den FC Köln gab es davon nicht allzu viel.
Die Rückkehr zu Alemannia bringt ihm nicht nur Freunde, sondern auch böse Pfiffe. Es sind wenige Pfiffe, aber sie sind hörbar. „Natürlich bekomme ich mit, dass es auch Leute gibt, denen ich nicht passe. Aber das ist okay für mich, ich brauche nicht jedem zu gefallen. Meine Art Fußball zu spielen ist darauf auch nicht ausgelegt. Ich habe halt auf dem Platz Ecken und Kanten“, sagt Rösler, der nicht gerade bekannt dafür ist, Kompromisse zu machen: Die Pfiffe scheinen ihn eher noch zu motivieren.
„Jungs, die sich zerreißen und alles geben“
Wie lange geht so etwas gut – auf beiden Seiten? Müssten nicht Fans und Mannschaft froh sein, so jemanden wieder in den eigenen Reihen zu haben? Oder muss da erst wieder viel gekittet werden? „Klar werde ich versuchen, über Leistung und Einsatz die Fans hinter mich zu bringen, aber das muss das Ziel der ganzen Mannschaft sein! Die Leute auf der Tribüne müssen sehen, dass dort Jungs sind, die sich zerreißen und alles geben, dann können sie sich auch wieder mit der Mannschaft identifizieren!“ ///
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