Von Julia Brüls
Für den Bauherrn in der Ottostraße, den Aachener Bauunternehmer Stefan Sigmund, war es wichtig, ein Gelände für junge Menschen und Studenten zu errichten, auf dem man nicht anonym nebeneinander herlebt. Da kam ihm die alte Tuchfabrik in der Ottostraße als Projekt sehr gelegen. Mitten im Stadtkern von Aachen wurde sie zwischen 1877 und 1898 erbaut. In den letzten 10 Jahren stand das Gelände leer. Neben vier verschiedenen Gebäuden fällt vor allem die über 1.000 Quadratmeter große Garten- und Hoffläche ins Auge.
Und in der Tat: Die Tuchfabrik gestaltet sich nicht nur als zusätzlicher Wohnraum; dort lebt es sich vielmehr wie in einem kleinen Dorf. Oder wie die Bewohner sagen würden: „Wir sind eine Familie.“
Die ersten Studenten oder auch Nicht-Studenten sind zum 1. August eingezogen. Mittlerweile leben rund 50 Menschen dort und tatsächlich kennen die Mieter sich schon recht gut. Im Innenhof wurde bereits ein gemeinschaftlicher Tisch mit Stühlen aufgestellt und ein kleines Ritual eingeführt: Täglich um 21 Uhr treffen sich alle, die Lust auf ein Glas Wein haben, im Innenhof. „Die gute Atmosphäre gibt uns recht, dieses große Projekt eingegangen zu sein – wir sind sehr zufrieden über die nette, charismatische Stimmung“, so Stefan Sigmund.
Ein besonderes Flair
Insgesamt sind aus vier verschiedenen Gebäuden (Haupt-, Lager-, Vorder- und Bürohaus) 43 Wohnungen entstanden, die bereits vermietet sind. Das Vorder- und Bürohaus werden zum 1. September beziehbar sein.
Wenn alle eingezogen sind, werden rund 70 Leute in der Tuchfabrik leben. Stefan Sigmund: „Durch die Zusammenarbeit mit der Stadt und EXTRARAUM wussten wir, dass zusätzlicher Wohnraum benötigt wird, aber dass die Wohnungen so ratzfatz vermietet sind, war auch für uns unerwartet. Wir haben nicht gedacht, dass die Nachfrage so groß sein wird.“
Max (20), Leo (20) und Anna (19), die in einer Dreier-WG leben, waren die ersten Mieter. Auch sie schätzen den Charme der ehemaligen Fabrik: „Schon cool in einem richtig alten Gebäude zu leben und doch alles frisch saniert zu haben.“ In ihrem großzügig gebauten Wohnbereich verleihen die alten Holzbalken, die trotz Umbau erhalten blieben, ein besonderes Flair. Die gesamte Tuchfabrik ist denkmalgeschützt – Säulen, Balken, Backsteine sowie 120 Jahre alte Fenstergitter und Metalltreppen blieben erhalten und machen das Wohnen in der Tuchfabrik aus. In der Ottostraße wurde die Idee, Extraraum in alten Gewerbegebäuden schaffen, mit Erfolg verwirklicht.
Was verbirgt sich hinter dem Projekt EXTRARAUM?
Stadt, Hochschulen und Asten haben sich zusammengetan, um eine Lösung für das Problem „Wohnraum-Engpass“ zu finden. Bei der Kampagne EXTRARAUM geht es aber nicht darum, ganz viele Neubauten zu errichten, denn in einigen Jahren wird der Studierenden-Andrang wieder zurückgehen und der Wohnungsmangel vorbei sein. Wichtig ist es, temporäre Lösungen zu finden – das wird ermöglicht, indem man Zimmer zur Untermiete anbietet, Containerdörfer errichtet oder leerstehende Gewerbeimmobilien umbaut. Um den neu gewonnenen Wohnraum unkompliziert weiterzuleiten, haben die beiden Allgemeinen Studierendenausschüsse der FH und der RWTH eine Internet-Wohnbörse erstellt. Eigentlich gibt es solche Portale zu Genüge, aber EXTRARAUM richtet sich speziell an Studierende in der Stadt Aachen. Der Wohnraum ist ausgedehnt auf Aachen, die Niederlande und Belgien. Natürlich bietet sich das Wohnportal nicht nur für Mieter sondern auch für Vermieter in Aachen und Umgebung an.
Neben interessantem Wohnraum, wie ungewöhnliche Projekte, Unterkommen bei Privatpersonen oder studentenüblichen 1-Zimmer-Wohnungen, findet man auf der Homepage allerlei Tipps und Infos zum Thema „Mieten“. Diejenigen, die noch eine Wohnmöglichkeit suchen – sei es für längerfristig oder nur für kurze Zeit – sollten mal einen Blick auf EXTRARAUM werfen. Es geht ganz leicht: einfach auf „MIETEN“ klicken, angeben wie viele Zimmer es sein sollen, welche Größe und zu welchem Datum eingezogen werden soll. Das Portal zeigt meist über 100 Angebote an, somit ist die Auswahl groß und die Entscheidung – hoffentlich – leicht. ///
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