Dichter Bewuchs, wuchtige und kunstvoll gestaltete Gruften, Grabdenkmäler und völlige Stille. Der Burtscheider Heißbergfriedhof an der Ecke Heißberg- und Kapellenstraße ist ein Ort der Gartenkunst, Bildhauerei und Architektur. Im Jahr 2012 wurde er 150 Jahre alt.
Katholiken und Protestanten vereint
Als 1862 der erste Bürger auf dem Friedhof beigesetzt wurde, war Burtscheid noch eine eigenständige Stadt. Damals wurde dort mit einer christlichen Tradition gebrochen: Erstmals wurden Protestanten und Katholiken auf demselben Friedhof beigesetzt.
Allerdings immer noch räumlich voneinander getrennt: Protestanten wurden links, Katholiken rechts vom Haupteingang beigesetzt. Ein im Torhaus am Haupteingang wohnender Friedhofsinspektor sorgte dafür, dass auf dem Gottesacker für beide Konfessionen nichts durcheinander geriet.
Ein Grund für diese Neuerung war akuter Platzmangel: Nach den verheerenden Choleraepidemien 1834 und 1855 sowie diversen Wechsel- und Faulfieberattacken waren die bestehenden katholischen Friedhöfe St. Michael und St. Johann sowie der evangelische an der Hauptstraße überfüllt. Am Heißberg fand der Burtscheider Stadtrat den dringend benötigten Platz für seine Verstorbenen.
Stilles Stück Stadtgeschichte
Damals wie heute wird auf dem Heißbergfriedhof in Wahlgräbern bestattet – das bedeutet, dass die Familien über Lage, Größe und Gestaltung der Ruhestätte frei bestimmen können. Dieser Umstand hat in der Vergangenheit bewirkt, dass bekannte Aachener Persönlichkeiten und sogar ganze Familien dort beigesetzt wurden.
Zum Beispiel die Familie Georg Hasenclever, Großvater des Schriftstellers Walter Hasenclever. Beim Gang über die Friedhofswege findet man auf Grabsteinen zahlreiche Namen, die man sonst in Aachen als Straßennamen kennt: Bürgermeister, Fabrikanten, Ärzte, Architekten.
Namhafte Aachener Bildhauer gestalteten viele der Gräber. Auf dem Heißbergfriedhof befinden sich Werke von Lambert Piedboeuf, Wilhelm Pohl, Carl Esser, Alfred Pieper, Erich von Driesch und Karl Krauß. Zudem hat Mies van der Rohe die Ruhestätte des Privatbankiers und Diplomaten Hugo Cadenbach entworfen und Josef Mataré hat sich mit einem Bronzerelief auf einer Grabstätte verewigt.
Einige der Grabmäler sind heute mit Moos bewachsen und von den Jahren verwittert, andere sind noch makellos. Zusammen machen sie den Burtscheider Heißbergfriedhof zu einem stillen Stück Stadtgeschichte. /// ME
(Foto: Stadt Aachen)
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