Von Lutz Bernhardt
Der Designer Peter Saville, Gestalter legendärer Alben von Joy Division und New Order, arbeitet seit einiger Zeit im Dienst seiner Heimatstadt Manchester als Kreativdirektor. An langweilige Ratssitzungen habe er sich noch nicht gewöhnt, über seinen Auftrag spricht er aber mit Feuer. Gehe es doch um nicht weniger, als um die Platzfindung von Städten mit Industrievergangenheit im 21. Jahrhundert.
Städte wie Essen, Detroit, Glasgow, sagt Saville, seien Orte, die sich im Zustand der Regeneration befänden. Und ohne den Vergleich zu scheuen – Manchester hat auch „nur“ 500.000 Einwohner –, darf man hier hinzufügen: In Aachen geht es seit mittlerweile 35 Jahren um nichts anderes. Hier wie dort nennt man diesen Prozess Strukturwandel, und er wird auch die Entwicklung der nächsten 30 Jahre bestimmen.
Hochschulen sind Motor der Wirtschaft
Den Motor dieser wirtschaftlichen Entwicklung bilden in Aachen die Aktivitäten der Hochschulen, allen voran die der RWTH als größter Arbeitgeber der Region und als Keimzelle für Gründungen Technologie orientierter Unternehmen.
IHK-Studien zufolge wurden in den vergangenen 33 Jahren rund 35.000 Arbeitsplätze in 1.410 neu gegründeten Unternehmen in diesem Sektor geschaffen. Dieser Prozess ist zusammen mit dem Ausbau der Drittmittelforschung Kern des sogenannten Technologietransfers – letztendlich steht dahinter nicht nur in Aachen der politische Wille, im Zuge des internationalen Wettbewerbs das Know How aus der Hochschullandschaft schnell in Form von Produkten und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, um damit in Deutschland Standorte zu sichern.
„Innovativer Wirtschaftsstandort“
In den Leitlinien des Masterplans rangieren Pflege und Ausbau des Hochschulstandorts somit an erster Stelle. Die genaue Formulierung lautet: „Die Qualitäten der Wissenschafts- und Technologiestadt im Kontext der Gesamtstadt nachhaltig fortentwickeln und sichtbar machen“.
Bricht man das „nachhaltig fortentwickeln“ runter, ergeben sich konkrete Aufgaben. Etwa das auch für Gründer und zuwandernde Unternehmen geringerer Größe bezahlbare, gut ausgestattete und infrastrukturell angebundene Firmenräume und Grundstücke in gemischt genutzten Gebieten vorhanden sein müssen („Biotope für Gründer…“).
Unter dem Schlagwort „Innovativer Wirtschaftsstandort“ fasst der Plan in der Folge auch das Ziel, die Standorte von Hochschule und privatwirtschaftlicher Forschung zu verknüpfen – was auf dem RWTH Campus Melaten ja realisiert werden soll.
Die Entwicklung des Technologiestandorts ist das wichtigste Planungsthema, da es das mit relevantem wirtschaftlichen Wachstumspotenzial ist. Der Masterplan beschäftigt sich daneben natürlich auch mit weiteren Themen, u.a. mit der Stärkung des Einzelhandels, dem Ausbau der touristischen Infrastruktur und der Bestandspflege der existierenden Gewerbe- und Industriestandorte. /// lb
Teil 1: Masterplan Aachen 2013 – Wie wohnt man klug?
Lesen Sie im nächsten Klenkes: Teil 3: Hochschulen
WEITEREMPFEHLEN