Von Sebastian Dreher
Dass Aachen in Sachen Freizeit eine Menge zu bieten hat, bezweifelt wohl niemand. Die Nähe zur Eifel und den Nachbarländern Holland und Belgien, dazu die Kunst- und Kulturangebote einer Großstadt tragen zu Aachens Attraktivität bei.
Doch um Freizeit alleine geht es nicht. Um Hochschulabsolventen in der Stadt zu halten, die Lebensqualität für die Bürger zu bewahren und Neubürger zu gewinnen, muss auch auf viele weitere Aspekte geachtet werden. Der Masterplan nennt neben bedarfsorientierten Bildungsangeboten und einem familiengerechten Wohnumfeld auch die Unterstützung von älteren Menschen.
Junge und alte Viertel
Denn auch Aachens Bevölkerung wird – dem demographischen Wandel folgend – immer älter. Der Sozialentwicklungsplan aus dem Jahr 2009 verzeichnete bereits fünf Bezirke, in denen über 40 Prozent der Bevölkerung 64 Jahre oder älter sind – einsamer Spitzenreiter: Steinebrück mit 49,31 Prozent. „Das Thema ,Alter‘ wandert“, weiß Dr. Gerrit Köster von der Stabsstelle Sozialplanung. „Gerade in Vierteln mit 60er Jahre-Neubauten ist die Situation schwierig.“
Dort fänden sich heute viele Einfamilienhäuser, in denen nur noch ein einzelner Mensch wohne. „Deren Kinder sind längst weggezogen.“ Bemerkenswert ist, dass sich typische „Altenviertel“ mit den Jahren wieder verjüngen. So war in den 60ern das Frankenberger Viertel „alt“, die jungen Leute sind – je nach Geldbeutel – nach Burtscheid oder Beverau gezogen. „Jetzt wohnen im Frankenberger viele junge Familien, wohingegen in Burtscheid die Bevölkerung vergreist“, sagt Köster.
Vergleichbare „alte“ Viertel sind momentan der Kronenberg oder Richterich, rund um das Schloss Schönau. Die Stadt versucht mit unterschiedlichen Mitteln, dem Trend entgegen zu wirken. Neben handwerklichen Eingriffen innerhalb der Wohnung, etwa dem Umbau der Badewanne zu einer Dusche, ist auch ein Wohnungstausch möglich. „Die Menschen melden sich bei uns, weil sie in ihrer Umgebung nicht mehr klarkommen“, sagt Köster.
5.000 neue Arbeitsplätze
So könnte ein alter Mensch relativ einfach an eine altengerechte Wohnung kommen. Das Projekt „Wohnduo“ richtet sich vor allem an Studenten. Diese könnten günstig wohnen, wenn sie sich verpflichten, den älteren Vermietern für kleinere Hilfen wie Einkaufen oder Gartenarbeit zur Verfügung zu stehen. Besonderes Augenmerk legt der Masterplan auch auf Kinder. Bis 2030 sollen 70 Prozent des Betreuungsbedarfs für Kinder unter drei Jahren gedeckt sein.
Das beinhaltet die Schaffung von rund 5.000 neuen Plätzen. Außerdem sollen an verschiedenen Standorten zwölf neue Familienzentren entstehen, so dass sich 2030 insgesamt 40 solcher Institutionen über das Stadtgebiet verteilen. Im besonderen Fokus der städtebaulichen Planungen steht Aachen-Nord, das seit einigen Jahren zum Förderprogramm „Soziale Stadt“ gehört.
In Zusammenarbeit mit vielen lokalen Akteuren sollen hier Maßnahmen und Aktivitäten „zur Verbesserung des Zusammenlebens und der Stärkung der Identität“ umgesetzt werden. Und nicht nur mit Blick auf interkulturelles Zusammenleben und Integration hat das Viertel um die Jülicher Straße Potential.
Der Ausbau des Geländes am ehemaligen Schlachthof zu einem Kreativ- und Veranstaltungszentrum könnte außerdem dazu dienen, Aachens Stellung als Kulturmetropole auszubauen. \
Foto: Stadt Aachen
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