Von Lale Ertong und Kira Wirtz
Unbequeme Denkmale? – ein eher ungewöhnliches Thema, fand zunächst auch Monika Krücken, Leiterin der Abteilung Denkmalpflege Aachen. „Als wir das Motto erfuhren, haben wir erst mal gestutzt.“ Doch dann sei man in sich gegangen und habe bemerkt, dass in der Denkmalpflege genau dieser Punkt die Menschen interessiert. „Wir bekommen oft Anrufe, in denen uns Bürger fragen: Warum steht gerade dieses Gebäude unter Denkmalschutz, es ist doch zerfallen, kaputt, bis zur Unkenntlichkeit verbaut?“ Es sind die Denkmäler, von denen man es nicht erwartet, die in diesem Jahr in den Vordergrund gerückt werden. Hinter vielen Bauten steckt viel mehr als nur das „schöne Aussehen“ – es geht darum, eine Erinnerung an die Geschichte zu schaffen. „Es gab gute Zeiten in unserer Geschichte, es gab aber auch nicht so schöne Zeiten und genau für diese stehen die nicht so schönen Denkmäler,“ verdeutlicht Monika Krücken. Am 8. September wird es neben Stadtrundgänge, Objektbesichtigungen, Führungen für Kinder und Jugendliche sowie eine Busrundfahrt geben, bei denen es einen etwas anderer Zugang zum Thema „Denkmalschutz“ geben wird: Was an den bestehenden Denkmalen der Stadt ist unbequem, ist es aber dennoch wert, erhalten zu werden? Das vollständige Programm ist auf der Homepage der Stadt Aachen zum Download verfügbar. Eine Auswahl an interessanten Rundgängen und Führungen gibt es hier.
Musikbunker im Frankenberger Viertel
Mit dem heutigen Musikbunker hat sich einer der Bauten erhalten, denen viele Menschen ihr Überleben während des Zweiten Weltkrieges verdanken. Für die Bevölkerung wurden während des Kriegs Zivilschutz-Bunker errichtet, die das Überleben während der Luftangriffe ermöglichen sollten.
Führung: 14 Uhr, Eingang des Musikbunkers
Altes Regierungsgebäude am Theaterplatz
Das heutige Archiv der RWTH Aachen wurde als klassizistischer Bau des Architekten Johann Cremer erbaut. Heldengedenktafeln für die Gefallenen der Separatistentage und beider Weltkriege erinnern an die Vergangenheit des ehemaligen Regierungsgebäudes. Bei der Führung werden den Besuchern die Geschichte des Gebäudes und die Arbeit in einem Archiv näher gebracht.
Führung: 17 Uhr, Theaterplatz 14
Die prominenten Gräber auf dem Aachener Ostfriedhof
Der Aachener Ostfriedhof wurde 1803 eingesegnet und zählt zu den ältesten, immer noch in Nutzung stehenden Friedhöfen Aachens. Heute hat der Friedhof, der 1988 unter Denkmalschutz gestellt wurde, rund 3.000 zum Teil sehr alte Gräber. Der Rundgang führt zu den Grabstätten bedeutender Aachener wie von Guaita, Cassalette oder Cremer.
Rundgang: „Die ältesten Gräber – Markante Erinnerungsmale“, 10 Uhr, Adalbertsteinweg, Haupteingang Ostfriedhof
Rundgang: „Die Millionenallee 1 – Die Gräber entlang der Stolberger Straße“, 12 Uhr, Adalbertsteinweg, Haupteingang Ostfriedhof
Busrundfahrt: Grenzen im Wandel der Zeit
Die diesjährige Busrundfahrt soll erklären, wie sich rund um den Dreiländerpunkt das Bild einer Grenze gewandelt hat. Erst vor einigen Jahren verschwanden die Schlagbäume. Zwischenzeitlich gab es bewaffnete Zöllner und Hundestaffeln, Betonhindernisse und mannshohe Stacheldrahtzäune. Bei der Rundfahrt entdeckt man zahlreiche „unbequeme“ Denkmäler wie Bunker oder Panzersperren.
Busrundfahrt: 10, 12, 14 + 16 Uhr, Bushaltestelle 7 (Bushof)
Klaus Paier (Foto)
In den 70er-/80er- Jahren malte Klaus Paier (1945–2009) illegal ca. 100 Bilder an Aachener Mauern. Zu Beginn galten seine Werke noch als Sachbeschädigung und wurden zumeist schnell entfernt. Erst langsam erkannte man den künstlerischen Wert seiner Wandgemälde – viele davon mit politischen und zeitgeschichtlichen Themen. Im Dezember 2011 wurde das Graffiti „Das Liebespaar“ unter Denkmalschutz gestellt. Während der Führung wird in neun Stationen ein Überblick über das Schaffen Paiers gegeben.
Führung, 11 Uhr, Café Kittel (Annuntiatenbach/Ecke Pontstraße 39 )
Der Westwall
75 Jahre ist es her, dass die Machthaber des „Dritten Reiches“ den Befehl zum Bau einer Befestigungszone an den Grenzen zu Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden gaben. Entstanden sind diverse Verteidigungsanlagen. Beim geführten Spaziergang zwischen Schneeberg und Wachtelkopf sieht man Reste des Westwalls und verschiedene Arten des Umgangs mit diesem.
Spaziergang: 11 + 14 Uhr, Parkplatz Schurzelterstraße / Ecke Schneebergweg, Dauer: 2 Stunden
Kalverbenden Aachen – Burtscheid
Das heutige Jugendheim Kalverbenden wurde 1937 als Heim der Hitler-Jugend erbaut und bis zum Kriegsende in dieser Funktion genutzt. Beispielhaft steht das Gebäude für die völkische Heimatideologie, eine Strömung innerhalb der Architekturen des Nationalsozialismus.
Führung: 14 Uhr, Haus der Jugend (Kalverbenden 2, 52066 Aachen)
Pfarrheim St. Johann
Das Haus der Jugend und spätere Pfarrheim St. Johann ist eines der drei in Aachen zu sehenden frühen Bauwerke des Architekten Rudolf Schwarz. Das Haus der Jugend entstand zwischen 1928 und 1929. Einige der Themen, wie Licht, Luft, Sonne, Schlichtheit, denen sich Rudolf Schwarz verpflichtet fühlte, sind heute – trotz verschiedener Veränderungen am Haus der Jugend – noch erkennbar.
Führung: 16 Uhr, Pfarrheim St. Johann (Abteistraße 7 – 9)
"Tag des offenen Denkmals" Website
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