Von Kira Wirtz und Sebastian Dreher
Karlsjahr 2014
Herrscher, Feldherr, Europäer, Aachener – Kaiser Karl der Große ist Aachens wohl bekanntester Promi. Und um sein 1.200stes Todesjahr gebührend zu feiern, plant die „Kaiserstadt“ gleich drei große Ausstellungen und ein würdiges Rahmenprogramm.
Aachen versteht sich als Stadt Karls des Großen. Dessen Geburtsjahr ist nicht genau bekannt und wird mit 747 oder 748 angegeben.
Fakt ist allerdings: Kaiser Karl baute in Aachen seine Pfalz, die bis heute oft als Wiege Europas bezeichnet wird, und starb am 28. Januar 814 dort. Heute ist der Dom Unesco-Weltkulturerbe, und auch der Aachener Karlspreis für besondere Verdienste um Europa ist weltweit bekannt. Daher möchte die Stadt zum 1.200. Todesjahr Karls des Großen den bedeutendsten Beitrag zum „Karlsjahr 2014“ leisten.
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten im gesamten Jahr stehen gleich drei Ausstellungen in Rathaus, Domschatzkammer und dem Centre Charlemagne, die mit spektakulären Exponaten locken. Bestätigt wurde bereits der Buchdeckel des Lorscher Evangeliars. Die Schirmherrschaft für die Karlsausstellungen übernehmen gleich drei Staatspräsidenten europäischer Länder: der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, der auch zur Eröffnung am 19. Juni nach Aachen kommen wird, der französische Präsident François Hollande und der italienische Präsident Giorgio Napolitano.
Karlsbüste
(Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann)
Kunst, Kunst, Kunst
Die drei Ausstellungen werden unter dem einheitlichen Namen „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“ laufen, allerdings wird an jedem der drei Orte auf einen anderen Schwerpunkt eingegangen. Seit 2010 begleitet ein Beirat – bestehend aus Historikern und Karolinger-Experten – alle Überlegungen zum Karlsjahr und bereitet diese wissenschaftlich auf.
Die größte Ausstellung „Orte der Macht“ wird im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses gezeigt und zeichnet die Entwicklung Karls vom Frankenkönig zum Kaiser des römischen Reiches nach. Das Rathaus wurde im 14. Jahrhundert auf den Fundamenten der Königshalle Karls des Großen errichtet. Die Grundform ist heute noch sichtbar, Teile der Außenmauern und des angrenzenden Turms sind noch erhalten. Mittlerweile werden dort zwar keine neuen Könige mehr gekrönt, dafür aber der Internationale Karlspreis der Stadt Aachen für besondere Verdienste um die Einheit Europas verliehen.
Ein weiterer Ausstellungsort ist die Aachener Domschatzkammer, die auf über 600 Quadratmetern wichtige Kirchenschätze Europas zeigt: sakrale Kunst aus spätantiker, karolingischer, ottonischer, staufischer und gotischer Zeit. Viele der Kunstwerke gehören zu den bedeutendsten ihrer Epoche. Unter dem Motto „Verlorene Schätze“ werden 50 bis 70 Exponate gezeigt, die im Laufe der Zeit verloren gingen und für die Dauer der Ausstellung wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren und mit dem übrigen Domschatz gezeigt werden.
Kleinteiligere Ausstellungsstücke wird das Centre Charlemagne am Katschhof zeigen. Die klimatischen Bedingungen entsprechen aktuellen musealen Standards, so dass auch Leihgaben mit hohen konservatorischen Anforderungen präsentiert werden können. 30 ausgewählte Spitzenerzeugnisse der Hofschule Karls des Großen sollen bis zur Eröffnung beschafft werden und somit an den Ort ihrer Entstehung zurückkehren. Bisher wurden 19 Leihgaben für „Karls Kunst“ bestätigt, wie z.B. die beiden Buchdeckel des Lorscher Evangeliars, kostbare Elfenbeinarbeiten, die sich heute im Besitz des Londoner Victoria and Albert Museums bzw. der Vatikanischen Museen in Rom befinden. Das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude wird 2014 als Museum eröffnet. Der Wechselausstellungsraum des Centre Charlemagne wird in die Dauerausstellungshalle integriert und gibt einen großartigen Blick auf die Rathaustürme frei.
500 x Karl
Neben den drei großen Ausstellungen beteiligen sich eine Vielzahl von Personen, Vereinen und anderen Institutionen am Karlsjahr. Zum Beispiel zeigt das Theater Aachen Händels „Alcina“, eine Oper über Karls Lieblingsritter. Das Atelierhaus zeigt mit ECCE HOMO eine zeitgenössische – auch kritische – künstlerische Auseinandersetzung mit der Zeit und Person Karls des Großen. Zudem sind Lesungen und Vortragsreihen geplant. Der im öffentlichen Raum wahrscheinlich auffälligste Beitrag zum Karlsjahr 2014 wird die Aktion „Mein Karl“ von Ottmar Hörl werden. In den Osterferien wird er 500 Karlsstatuen auf dem Katschhof aufstellen. Geplant ist, dass die Objekte im Stadtbild weiterhin sichtbar bleiben.
Das komplette Programm zum Karlsjahr wird voraussichtlich im April feststehen und in einer eigenen Broschüre veröffentlicht werden.
Was kommt noch?
Zu welchem Preis will die Stadt Aachen den auf sportlicher Ebene nicht mehr ausgelasteten Tivoli denn nun eigentlich kaufen? „Wir werden ein dem negativen Ertragswert des Stadions angemessenes Angebot abgeben“, umschreibt es Dezernent Dr. Lothar Barth, ohne den „symbolischen Euro“ zu erwähnen, der in solchen Fällen oft genannt wird. Bis zum Kauf sei es allerdings noch ein langwieriges Verfahren. Parallel dazu werde an drei Nutzungskonzepten gearbeitet, die darlegen sollen, in welcher Weise der Fußballtempel sportlich oder anderweitig genutzt oder vermietet werden kann.
Tivoli
(Foto: print´n´press Verlag)
Das internationale Tanzfestival schrit_tmacher wird auch 2014 wieder außergewöhnliche Kompanien nach Aachen und Heerlen bringen, etwa Ultima Vez/Wim Vandekeybus aus Belgien, das Vuyani Dance Theatre aus Südafrika, das Project Sally aus den Niederlanden oder die Richard Alston Dance Company aus England. Darüber hinaus gibt es auch dieses Jahr wieder das „dance meets film“-Programm in dem Tanzfilme, wie „First Position“ oder „Frances Ha“ gezeigt werden.
Richard Alston Dance Company
(Foto: Tony Nandi)
Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit wurde so geschlachtet wie in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs zwischen 1914 und 1918. Zum Gedenken an dieses Schlüsselereignis sind in und um Aachen viele Veranstaltungen geplant. Vorträge, Lesungen, Theater- und Filmvorführungen, Bus-Exkursionen, aber auch Ausstellungen und Wochenendseminare. Darüber hinaus wird die Ankunft des in Sarajevo startenden Friedensfackellaufs „Flame for Peace“ am 21.9.2014 in Aachen erwartet.
Die Aachener Produktionsfirma Zinnober beginnt im Frühjahr 2014 mit den Dreharbeiten zu „Taxi“, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Katrin Duve. Sets werden in Hamburg, Bremen und „in NRW, vielleicht auch in Aachen sein“, wie Zinnober-Chef Dieter Zeppenfeld sagt. Die Hauptrollen spielen Rosalie Thomass und der kleinwüchsige Star aus „Game of Thrones“, der US-Schauspieler Peter Dinklage.
Am 25.5. sind Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen. Oberbürgermeister Marcel Philipp hat dies zum Anlass genommen, seine eigentlich noch bis 2015 laufende Amtszeit zu verkürzen und vorzeitig anzutreten. Sein schärfster Konkurrent ist Björn Jansen (Foto) von der SPD, der aktuell noch das Bürgermeisteramt innehat. Ob er Philipp das Wasser reichen kann, wird von manchem bezweifelt.
Björn Jansen
(Foto: Stadt Aachen)
2014 ist nicht nur „Karlsjahr“, es ist auch das Jahr der Heiligtumsfahrt. Alle sieben Jahre werden die vier in Aachen gelagerten Reliquien der Öffentlichkeit gezeigt: das Kleid Marias aus der Nacht, in der Jesus geboren wurde, die sogenannten Windeln Jesu, mit denen Maria dem Kind Schutz gab, das Tuch, in das man den Kopf des heiligen Johannes des Täufers nach der Enthauptung barg, und das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz getragen haben soll. Die Domstadt erwartet bis zu 100.000 Gläubige.
Freunde der klassischen Oper können sich auf Giuseppe Verdis „Don Carlo“ und auf Georg Friedrich Händels „Alcina“ freuen, die am 9.2. und 6.4. am Theater Aachen Premiere feiern, Ibsens dramatisches Gedicht „Peer Gynt“ wird am 15.3. aufgeführt. Weitere Premieren sind u.a.: „Homo Faber“ nach Max Frisch (14.3.), Jaques Offenbachs Operette „Banditen“ (8.6.) und „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“, ein Stück von Lukas Bärfuss (30.5.).
Da soll noch mal einer sagen, Schlager sei out. Denn auch wenn es manche nicht zugeben wollen: die „Aachen Olé“-Party 2013 war das größte Event in Aachen seit Jahrzehnten. Laut Veranstalter waren 60.000 Besucher bei der Sause – und so soll es auch am 23.8.2014 weitergehen. Mit dabei wieder die bekannten Pappenheimer von Mickie Krause bis DJ Ötzi.
DJ Ötzi
Foto: Nikolaj Georgiew
Auch wenn man es sich im Januar noch nicht vorstellen kann, wird im Sommer wieder die Open-Air-Saison auf Burg Wilhelmstein beginnen. „Wir werden einige neue Gäste haben, etwa Konstantin Wecker am 9.8. und die Rebel Comedy-Truppe am 27.6.“, sagt Betreiber Ulrich Pesch. Leider wurde die beliebte Literaturveranstaltung „WDR 5 – Eine literarische Sommernacht“ eingestellt.
Konstantin Wecker
(Foto: Annik Wecker)
Auch in Aachens lautestem Kellerclub, dem Musikbunker, geht es 2014 wieder mächtig ab. Für den 22.2. haben sich wieder die Rockabilly-Springteufel von Boppin’B angekündigt. Später kommen I am Oak und The Black Atlantic (10.3.), Massendefekt (14.3.) und die finnische Humppa-Band mit dem unaussprechlichen Namen Eläkeläiset (9.4.).
Eläkeläiset
(Foto: Jaakko Kilpiäinen)
Beim Radio wird in Sekunden gemessen, auch wenn es um Pannen und Peinlichkeiten geht. Und fast 100.000 solcher Schrecksekunden haben die 1Live-Moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof schon gesammelt und in ihren O-Ton-Charts gesendet. Jetzt kommt die dazu passende Live-Show auch nach Aachen, am 16.2. um 19 Uhr heißt es im Audimax der RWTH für einen Abend: Fremdschämen.
Olli Briesch und Michael Imhof
(Foto: WDR/1Live)
„Wir freuen uns vor allem darauf, den Jakobshof angemessen zu verabschieden“, sagt Gitarristin Reno Schnell über das geplante Konzert, das sie zusammen mit Peter Sonntag und vielen Gästen im Kultclub geben wird. „Ansonsten gibt es in 2014 noch ein paar andere Highlights, etwa die „Namm-Show“ in Los Angeles, eine CD-Aufnahme und natürlich die geplanten Tourneen durch China und die Mongolei.“
Reno Schnell
(Foto: Wilfried Schüller)
Die haarsträubenden Abenteuer des Ritter Rost werden seit 20 Jahren von dem Aachener Komponisten Felix Janosa musikalisch begleitet. Nach unzähligen Bilderbüchern, CDs und Radiohörspielen kommen 2014 zum Jubiläum zwei neue Bände auf den Markt: „Ritter Rost wird Filmstar“ und „Das große Ritter Rost Buch“.
Die gute Nachricht vorneweg: die STAWAG hat für 2014 (fast) keine Baustellen in der Aachener Innenstadt geplant. Grund: Die Festlichkeiten im Rahmen des Karlsjahres sollen nicht gestört werden. Allerdings werden die Arbeiten am Hof weitergehen, dort wurde ein Skelett aus karolingischen Zeiten gefunden, die Maßnahme kann nur noch im Zeitlupentempo weitergeführt werden. „Dazu wird es im Laufe des Jahres wahrscheinlich eine Sanierung der Antoniusstraße geben“, so Baustellenkoordinator David Lulley.
Skelettfund am Hof
(Foto: STAWAG)
Für die Vorrunde der WM 2014 in Brasilien haben es unsere Jungs von der Deutschen Nationalmannschaft wieder mal ganz gut getroffen – Hauptsache Italien ist nicht in der selben Gruppe. Die Termine: 16.6. (Deutschland – Portugal), 21.6. (Deutschland – Ghana) und 26.6. (USA – Deutschland). ///
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