Seit 2005 sind Sie hierzulande unterwegs – mit Stationen am Staatstheater Kassel, an der Bayerischen Staatsoper und zuletzt am Saarländischen Staatstheater. Ist Deutschland nach wie vor ein Sehnsuchtsort für junge Dirigenten?
Ja schon, aber der Weg ist lang. Das deutsche System ist viel langfristiger angelegt als andere. Der Vorteil ist, dass man seine Karriere sicher aufbauen kann. Man sammelt viele Erfahrungen und das gibt einem Vertrauen in das eigene Können. Man hat dieses Können schon bewiesen, wenn man durchgekommen ist.
Als Generalmusikdirektor ist man heute kein reiner „Pultstar“ mehr. Was macht die Stelle für Sie besonders reizvoll?
Als GMD darf man selbst gestalten. Das war längst mein Wunsch und ich finde es sehr spannend, eigene musikalische und kulturelle Richtungen einzuschlagen und zu verfolgen. Darüber hinaus ist es mir wichtig, die Impulse der Stadt wahrzunehmen und dann auch umzusetzen; ein Gemeinschaftsgefühl durch die Musik aufzubauen – ein kulturelles Kollektiv.
In dieser Saison nehmen Sie den Komponisten Jörg Widmann in den Fokus. Was verbinden Sie mit ihm?
Ganz naiv gesagt, ist es die Liebe zur Musik und der Glaube daran, dass Musik uns etwas sagen kann. Und die Neugier auf Neues und die Bereitschaft, der Unmöglichkeit nahe zu kommen.
Ende November startet die neue Konzertreihe „im Depot: classic lounge – Radical Vibes“ an der Talstraße. Was ist das Besondere an dem Format?
Vor allem ist das ein spannender Raum, der uns hoffentlich verschiedene Spielarten und -aufbauten ermöglichen wird – anders als der gewohnte Konzertraum. Die Programmgestaltung haben wir mehr philosophisch angelegt und das Programm dieser Reihe wird flexibler und informeller sein. Zum Beispiel unser erstes Konzert „Interstellare Höhenflüge“. Bei den Vorbereitungen haben unsere Dramaturgin Pia-Rabea Vornholt und ich uns unter anderem mit den tatsächlichen Klängen der Planeten beschäftigt und sind davon total begeistert. Auch Überlegungen zum Weltall, zur Schwerelosigkeit, zum Verlassen der Heimat und zum Blick aus der Fremde auf die Heimat – all diese Gedanken sind in die Konzertplanung mit eingeflossen. Und wir hoffen, dass durch die Auswahl der Stücke einige dieser Gedanken und Überlegungen musikalisch verkörpert und erforscht werden können.
Wann sind Sie mit einem Konzertabend zufrieden?
Sehr selten. Aber ich freue mich immer auf positives Feedback vom Publikum und danach weiß ich, dass ein Funke übergesprungen und ihre Fantasie entzündet worden ist. \
30.11.
im Depot: classic lounge – Radical Vibes 1: -„Interstellare Höhenflüge“
20 Uhr, Depot
Klenkes Tickets im Kapuziner Karree
WEITEREMPFEHLEN