Die Hausordnung im Eingangsbereich stellt klar, wo hier im „Klösterchen“ der Hammer hängt: Keine Drogen, keine Gewalt, stattdessen bitte ein respektvoller Umgang miteinander! Schwester M. Veronika Stolze, die Leiterin der Schervier-Stube, stellt kurz die ehrenamtlichen Helferinnen an der Frühstückstheke vor und begrüßt einige der morgendlichen Gäste, bevor sie für das Gespräch einen ruhigeren Raum im Klostertrakt aufschliesst.
Sei kein Otto!
Sie schlägt einen Artikel in der Kirchenzeitung auf und zeigt einen der neuen grünen Spendentaler, der aktuell mit der Kampagne „Sei kein Otto!“ beworben wird. Birte Ossenkop, Genevieve Seillier und Martha Breil studieren an der FH Gestaltung und nutzten ein Semesterprojekt, um den Spendentaler, den man für 50 Cent in den Innenstadtfilialen von Nobis erwerben kann, einer Frischzellenkur zu unterziehen. Seit 2006 ist der bunte Plastikchip erhältlich, für den Bedürftige im „Klösterchen“ ein Frühstück erhalten. Die Schervier-Stube ist eine offene Anlaufstelle, die neben Frühstück und einem warmen Mittagessen auch eine Kleiderkammer und Waschgelegenheiten bietet. „Für die 50 Cent gibt es einen Kaffee und vier Scheiben Wurst oder Käse. Brötchen und Marmelade sind kostenlos, hier soll keiner hungrig bleiben“, sagt die couragierte Leiterin, die auch schwierige Gäste gut zu händeln weiß.
Mit einem Herzen so groß wie zehn
„Manchmal merkt man eine gewisse Anspannung bei den Gästen, bei Regen sind sie meist unruhiger. Hat jemand einen schlechten Tag und motzt, kommt er aber am nächsten Tag und entschuldigt sich“, erklärt Schwester Veronika, die Frau mit einem Herzen so groß wie zehn. Es gibt einen festen Stamm an Gästen, täglich sind es rund 80-90 Bedürftige, die die 32 Plätze der Stube nutzen oder sich ein Butterbrot abholen. Das Leben auf der Straße ist hart, gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn Einsamkeit und Armut doppelt hart treffen. Die Schervier-Stube ist komplett spendenfinanziert, zahlreiche Firmen und normale Leute engagieren sich mit Spenden oder ehrenamtlicher Arbeit. „Aktuell haben wir einen Schülerpratikanten, der schon vor Beginn seines Praktikum mitgeholfen hat. Klasse, oder?“, sagt Schwester Veronika und lächelt. Aber auch Engagement muss organisiert werden: Mit blindem Aktionismus kurz vor Weihnachten ist niemandem geholfen, deshalb bitten die Schwestern stets um einen Anruf vorab, bei dem geklärt wird was aktuell benötigt wird. Für die Gäste sind die Ordensfrauen der Fels in der Brandung. Hier wird nicht gefragt und viel gequatscht, hier wird geholfen! \ bep
Franziska-Schervier-Stube
Kleinmarschierstraße 47/49
Tel: 4?78?93?71
Website Sei Kein Otto
Website Schervier Orden
Website Nobis Printen
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