Von Silke Schneider
Ein bisschen fühlt man sich hier in die 80er Jahre-Jugend zurück versetzt. Ein hoher Saal, an den Wänden Spiegel und Bandposter, eine XXL Discokugel und auf der Karte kein Club Mate, sondern die Basics: Softdrinks, Bier, Korn, Jägermeister.
Unter Live-Musik verstehen heute viele einen DJ, der mit großen Pupillen unter floureszierender Palmendeko an kleinen Knöpfchen und Reglern fummelt. House, Electro, Gabba – alles gut und schön, aber wo bleiben der gradlinige Rock, schrammelige Gitarrenriffs und Gesang, der aus tiefster Seele kommt?
Die Idee zu der neuen Live-Music-Hall hatte Thomas Gregel: Jeans, Kapuzenpulli, Bierbauch und gute Laune. Der erfahrene Tontechniker arbeitete vormals in einem Club in Hückelhoven, der sein Live-Programm eigentlich einstellen wollte. Da entschloss er sich, das Booking selbst zu übernehmen. Mit einem Metal-Festival und im ehemaligen Rockheaven in den Niederlanden sammelte er weitere Erfahrungen und als der Laden schließen musste, entschloss er sich, selbst einen Live-Club zu eröffnen.
Die Suche nach einer passenden Location gestaltete sich nicht so einfach, fündig wurde er im Herbst 2017 dann durch eine Baustellen-Umleitung, die ihn durch Dürboslar bei Aldenhoven führte. Der alte Saal mit dem großen Parkplatz davor hatte es ihm direkt angetan und er konnte den Eigentümer dazu bewegen, zusammen mit ihm den neuen Rockheaven zu eröffnen. Michael Hauch ist eigentlich Messebauer – sehr praktisch für die aufwendigen Umbauarbeiten – und führt außerdem mit seiner Mutter ein benachbartes Blumengeschäft. Im Rockheaven kümmert er sich um den Getränkeeinkauf, die Finanzen und die Abrechnungen.
Im April wurde die Eröffnung gefeiert
Am letzten Aprilwochenende wurde der Rockheaven dann lautstark eingeweiht. Dezibel sind hier kein Problem, denn drumherum gibt’s am Rand des Örtchens Dürboslar nur jede Menge Acker. Der hohe Raum bietet Platz für etwa 250 Gäste, die Mainstream-Rock, Metal, Folk oder Reggae mögen und auch eine ordentliche Cover- oder Newcomerband zu schätzen wissen. Thomas Gregel hat beobachtet, dass „Kellerbands“ oft Schwierigkeiten haben, öffentlich aufzutreten und bekannt zu werden, er will noch unbekannten Musikern die räumlichen und technischen Möglichkeiten geben, vor Publikum ihr Potenzial zu entfalten.
Aber auch bekanntere Acts konnte er gewinnen: Am 12. Januar huldigt Absolutely Toto der kalifornischen Kultband, am 17. Januar wird die deutsche Hard Rock Band Hartmann die Wände zum Wackeln bringen und für den Auftritt der Gewinner des „Lokale Helden-Contests“ Katortz – druckvoller Deutschrock aus Aachen – am 19. Januar sollte schonmal der Biervorrat aufgefüllt werden.
Guter Sound, kein Schnickschnack
Apropos Bier – die Getränkekarte ist ebenso schnörkellos wie das Ambiente. Keine Biolimo, kein Prosecco, keine Lounge-Sofas mit Kuschelkissen, dafür aber auch keine Türsteher-Diva und überteuerten Preise. Egal wie jung oder alt, wer Lust auf Live-Musik hat, ist willkommen. Zuletzt wagte sogar ein Pärchen um die 80 einen kleinen Tanz vor der Bühne, erzählt Thomas Gregel. \
Am Rande
Der Rockheaven hat freitags und samstags ab etwa 20 Uhr geöffnet, die Getränke werden mit Chips bezahlt. Von Aachen aus fährt man über die A44 etwa 30 Minuten, es gibt genug kostenlose Parkplätze. Geplant ist für die Zukunft ein Shuttle zum Jülicher Bahnhof. \
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