Musikerbiografien gibt es wie Sand am Meer. In der Regel verfasst von Drittautoren, die entweder unautorisiert den Gossip befeuern oder von Band/Künstler zur Heilig(schein)-sprechung verpflichtet werden.
Die Beastie Boys, gegründet 1981, begannen als Punk- und Hardcoreband, waren Fans von Minor Threat und den Bad Brains, spielten auf Geburtstagsparties und stellten in ihrem 17-jährigen jugendlichen Leichtsinn den (frühmals sexistischen) Spassfaktor über alles andere. Mike D (Mike Diamond), MCA (Adam Yauch) und Ad Rock (Adam Horovitz), der als letzter in die Band kommt, nachdem Kate Schellenbach und John Berry 1983 ausgestiegen sind. Jetzt reift der Entschluss, Punk und Hardcore zugunsten dieses neuen Stils namens Rap und Hip Hop beiseite zu legen. Eine bemerkenswerte Künstlerkarriere nimmt ihren Lauf.
All diese Entstehungsgeschichten haben Adam Horowitz und Mike Diamond in einer selbst editierten und größtenteils auch eigens verfassten Biografie zusammengestellt, die an Erkenntiswert, Liebe zum Detail, gepaart mit viel Witz und Warmherzigkeit, das Meiste im Genre Musikbiografie in den Schatten stellt.
Adam Yauch stirbt im Mai 2012 an Krebs. Die ursprüngliche Idee, einen Dokumentarfilm über die Beastie Boys zu drehen, ist ohne Yauch nicht mehr durchführbar. So entscheiden die Beiden sich für eine Autobiografie, zumal es bereits einige Bücher über die Beastie Boys gibt, und Diamond und Horovitz aus ihrer Sicht einiges richtig zustellen haben.
Seit dem Jahreswechsel ist der 572 Seiten starke Buchbrocken in Deutschland auf dem Markt, durchsetzt von seitenweise ganzformatigen Bildern, Comics, Mixtape-Playlists, einer Musikvideo-Rückschau, Erläuterungen zum Equipment, Kochrezepten oder einem Stadtplan der B.B.-Hotspots von New York. Welchen Stellenwert die Beastie Boys für New York und deren Kulturszene hatten, verdeutlichen die vielen Beiträge von Schriftstellern wie Jonathan Lethem und Colson Whitehead, der Essayistin Ada Calhoun, der Illustratorin und Comiczeichnerin Judith Tondora, von Filmregisseuren wie Spike Jonze und Wes Anderson oder von Schauspielerin und Comedian Amy Poehler. Und der vielfach ausgezeichnete Kritiker Luc Sante (unter anderem New York Review of Books) schreibt ein kluges Vorwort über die vielen Szenen und Culture Clashes von New York im aufkommenden Zeitalter von HipHop und den Beastie Boys. \ rm
Michael Diamond/Adam Horowitz:
Beastie Boys Buch
Heyne Hardcore
572 Seiten, Großformat, 40 Euro
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