Gradlinig? Muss nicht sein.
Eigentlich wollte Deepa Gautam mal Architektin werden – jetzt baut sie bei SAP als „Next-Gen Innovation Manager“ Brücken zwischen etablierten Unternehmen und Startups.
Wenn man sie nach ihren Vorbildern fragt, nennt Deepa Gautam „Menschen, die Neuland betreten, Chancen ergreifen und vor unkonventionellen Wegen nicht zurückscheuen.“ Dass das auch auf die nepalesisch-rheinländische Wahl-Münchnerin selbst zutrifft, liegt sicher auch an ihren nepalesischen Eltern: Die bauten sich als Ärzte eine Existenz im rheinischen Kerpen auf. Wie erfolgreich sie einmal als „Vermittlerin zwischen den Welten“ bei SAP – dem größten europäische Softwarehersteller – werden würde, war am Anfang ihrer Ausbildung weder geplant noch vorhersehbar. Eigenlich wollte sie nämlich Architektin werden, schwenkte aber kurzentschlossen auf ein Bauingenieurstudium an der FH Aachen um, das sie unter anderem mit einem Job im altehrwürdigen Diana-Kino finanzierte.
Den roten Faden finden
Es war dann aber ihre Nebentätigkeit in einem Sportgeschäft, die der ehemaligen Schwimmerin die Augen dafür öffnete, dass ihr das Kaufmännische mehr liegt. „Das zog sich ab da wie ein roter Faden durch mein Leben“, erinnert sie sich. Entsprechend wechselte sie von der FH an die RWTH, um BWL mit dem Fokus auf Technologie- und Innovationsmanagement zu studieren. Anschließend an eine Stelle beim Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) stieg Deepa Gautam 2001 bei der Trovarit AG ein, einem Startup des FIR, legte mögliche Promotionspläne ad acta und dafür die Grundsteine ihrer Karriere: „Ich war da genau an der Schnittstelle zu Endkunde und Softwarelieferant, SAP war einer meiner Kunden“. Der Weg führte sie dann zu SAP nach Walldorf, weiter zu Microsoft nach München – auch privat ein großer Schritt für die Mutter einer Tochter – und letztendlich wieder zu SAP, wo sie seit Anfang 2017 unter anderem dafür sorgt, dass Unternehmen mit den richtigen Startups zusammenkommen.
Jetzt unterstützt sie Gründerinnen
Sie initiierte außerdem ein Mentoring-Programm für Gründerinnen, um sie beim „Abenteuer Gründung“ zu ermutigen und ihnen einen Zugang zu Experten, Netzwerk und Kapital zu verschaffen. „Geplant war die Karriere so nicht“, erzählt sie, „ich hatte allerdings schon immer einen guten Instinkt für Chancen und eine realistische Einschätzung meiner Stärken und Schwächen. Letztendlich macht es ein bunter Mix aus 19 Jahren Business Development in der Softwarebranche mit regelmäßig wechselnden Blickwinkeln und Themenbereichen, dass ich mich in meinem Berufsleben noch nie gelangweilt habe.“ \ sis
Spieltrieb in Bangkok
Der Aachener Robin Schroeter betreibt in der Riesenmetropole eine Schauspielschule für Kinder. Deutsche Fernsehstars trifft er dort ganz nebenbei auch noch.
Von der Aachener Studentenbühne zur eigenen Schauspielschule in Bangkok: Mit einer Reise zu seinem Onkel Hans fing im Jahr 2002 für Robin Schroeter alles an. Dieser wohnte damals im Südosten Thailands, sein Neffe kam ein zweites Mal, ein drittes Mal – und fällte den Entschluss, seinen Lebensmittelpunkt dorthin zu verlagern. Heute ist er der einzige westliche Schauspiellehrer in der Riesenmetropole Bangkok.
„Ein Auslandsstudium mit Meerblick“, so beschreibt der heute 37-Jährige seine ersten Jahre im Rückblick. Seine Leidenschaft für das Theater, die ihn zuvor über etliche Nachwuchsbühnen Aachens geführt hatte, schien zunächst daheim geblieben zu sein. Ein Auskommen als Schauspieler? Für den Auswanderer in der damals noch neuen Umgebung erstmal kein Thema.
Zurück zum Theater
Nach einem Studienabschluss in Kommunikationswissenschaften arbeitete er als Business Developer, ehe er die gut dotierte Stelle aufgab. „Es hat mich einfach zurück zum Theater gezogen. Das hat hier mit dem Bangkok Community Theatre angefangen“, sagt Schroeter. Plötzlich habe er sich gefühlt wie zu jener Zeit, als er seine ersten Erfahrungen beim Jugendclub am Theater Aachen sammelte. „Und ich wusste irgendwann: Das möchte ich bis zum Ende meines Lebens machen“.
Heute hat er sich als Quereinsteiger im Kosmos der Schauspielerei etabliert. Seine „Marktlücke“ ist die Verbindung in die alte Heimat: „Wenn eine deutsche Produktion nach Thailand kommt, sind die Chancen groß, dass ich in irgendeiner Weise involviert bin. Wenn nicht vor, dann hinter der Kamera.“ Der Aachener ist für viele Jobs gefragt, vom Sprach- und Schauspieltrainer bis zum Caster. Manchen deutschen TV-Star hat er bei der Arbeit kennengelernt, Ulrich Tukur zum Beispiel oder Erol Sander. Stolz ist er auch auf seine Mitarbeit am Streifen „Patong Girl“, der 2014 einen Grimme-Preis erhielt. Seit 2017 hat Schroeter einen Master-Abschluss in Regie.
„Liebe fürs Spiel weitergeben“
Im September 2018 eröffnete er mit seiner thailändischen Frau das „Master Class Studio“, auch dank finanzieller Unterstützung von guten Geistern aus Schroeters Heimatstadt. Unterrichtet werden derzeit Kinder zwischen vier und zwölf Jahren in verschiedenen Kursen, das Angebot soll ausgebaut werden. „Wir können unsere Liebe fürs Spiel und für das Theater an die nächste Generation weitergeben“, freut sich der 37-Jährige. „Thailand braucht mehr kreative Köpfe“. \ ab
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