Herr Klein, Sie sind Polizeibeamter und erfahrener Kampfkunsttrainer, fühlen die Menschen sich heute bedrohter als früher?
Ja, seit einigen Jahren ist das subjektive Bedrohungsgefühl auf jeden Fall stärker geworden, obwohl die Kriminalstatistik dagegen spricht. Das Gefühl wird unter anderem durch die Medien und eine manipulative Berichterstattung erzeugt. Ein großes Thema ist sexualisierte Gewalt, besonders Mütter haben oft riesige Angst davor, dabei ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind Opfer eines fremden Täters wird, signifikant gering. Die Taten passieren meist im Familien- und Bekanntenkreis.
Sie haben über 45 Jahre Erfahrung und rund 20 Dan-Graduierungen in diversen Kampfsportstilen, wie etwa Hapkido, Jiu-Jutsu oder Kick-Boxing. Was bringen Sie den Teilnehmern in Ihren Kursen bei?
Zu Beginn eines Kurses frage ich immer die Erwartungen ab. Allgemein kann man sagen, dass Eltern gerne Erziehungsaufgaben abgeben, die Kinder sollen Respekt und Disziplin lernen. Männer wollen meist krasser trainieren als Frauen, gern auch mit Waffen. Viele Frauen sind zwar selbstbewusster als früher, trotzdem möchten sie – gerade nach den Neujahrsereignissen in Köln – lernen sich zu wehren und zu verteidigen. In den Schulungen gefallen ihnen dann aber Yoga, Tai Bo und Fitnessübungen oft mehr, als die Kampftechniken.
Wie verhält man sich aus Ihrer Sicht am besten in einer Bedrohungssituation, wie kann Kampfkunst hier hilfreich sein?
Täter suchen normalerweise Opfer aus, die leichtes Spiel versprechen. Ich lehre ganzheitlich, es geht nicht nur um Techniken und Kraft, sondern auch Körpersprache und nonverbale, deeskalierende Kommunikation. Kommt es zu einem Übergriff, dann vertrete ich persönlich den Standpunkt: wehren! Nicht alles still über sich ergehen lassen, sondern möglichst laut sein und Widerstand leisten, viele Täter werden davon abgeschreckt, sie wollen schließlich keine Aufmerksamkeit erregen. Ich unterrichte auch das „Operative Combat System“, eine Art Straßenkampf, dessen Ziel es ist einen Angriff so effektiv abzuwehren, dass man abhauen kann.
Vielen Dank für das Gespräch, möchten Sie noch etwas zum Thema loswerden?
Ja, dass Kampfkunst nicht nur Sport ist, sondern ein Lebensweg: Taishindokan – das bedeutet Schule des Weges von Körper und Geist. Das widerspricht den heutigen Ansprüchen, dass alles immer schnell effektiv sein soll, ich mache das seit über 45 Jahren und lerne immer noch dazu. \ sis
germania-bauchem.de/taishindokan-budo
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