Herr Salzmann, stellen Sie sich doch bitte vor und schildern Sie uns kurz Ihre Aufgabenbereiche, was macht Ihre Arbeit aus?
Gerne, mein Name ist Jan Salzmann und ich arbeite seit zwölf Jahren als Internist in einer Gemeinschaftspraxis. Zu meinen beruflichen Spezialisierungen zählen Notfallmedizin, Psychotherapie, Suchtmedizin und Palliativmedizin. In unserer Praxis gibt’s auch eine Substitutions-Ambulanz, da einer unserer Praxisschwerpunkte auf dem Thema Suchterkrankung liegt.
Sie bieten auch ein Methadonprogramm an. Ist Ihre Praxis die Einzige in Aachen, die ein solches Programm anbietet?
Wir sind nicht die Einzige, doch es gibt nicht viele. Es gibt etwa vier oder fünf größere Methadon-Vergabestellen.
Wie kann man sich das Methadon-Programm vorstellen?
Das Hauptziel in der Suchtbehandlung ist eigentlich die Drogenfreiheit. Das ist der Soll-Standard. Doch praktisch gesehen, wird der oft nicht erreicht. Hier setzt das Methadon-Programm ein, das suchtkranken Patienten einen Ersatzstoff bietet. Vorteil ist, dass unsere Patienten keine Entzugssymptome beziehungsweise keine körperlichen Beschwerden haben. Sie haben allerdings auch keinen Kick vom Stoff. Wenn Patienten unsere Praxis regelmäßig aufsuchen und von uns Methadon verabreicht bekommen, sind sie nicht mehr darauf angewiesen Geld für Drogen zu organisieren. Männer müssen zum Beispiel nicht mehr klauen und Frauen müssen sich nicht mehr prostituieren. Sie haben dann die Zeit, sich um ihr Leben zu kümmern und sich sozial einzugliedern.
Soziale Eingliederung ist ein Ziel. Was sind weitere Ziele des Programms?
Zunächst einmal müssen unsere Patienten von der Straße und der Prostitution wegkommen. Es ist auch wichtig, dass unsere Patienten keinen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind. Das heißt, keine dreckigen Spritzen nehmen und folglich auch keine Blutvergiftung, Hepatitis oder HIV-Infektion bekommen. Im idealen Fall gehen unsere Patienten nach einer Stabilisierungsphase in eine Langzeittherapie, um sich dort psychotherapeutisch behandeln zu lassen und anschließend drogenfrei leben zu können. Doch dieses Endziel schaffen leider nur 15 Prozent. Unsere Arbeit ist eine Teamarbeit. Wir arbeiten eng mit der Suchthilfe zusammen, die unsere Patienten psychosozial betreut, da wir diesen Part nicht übernehmen.
Ihre Arbeit hat ja schon einen sehr ernsten Hintergrund. Gibt es auch mal lustige Momente?
Es gibt schon den ein oder anderen Patienten, der auf den ersten Blick ein wenig seltsam oder gar schaurig wirkt. Mir ist schon einmal passiert, dass mich einer meiner Patienten auf mein Hemd angesprochen hat. Seine genauen Worte waren: „Hat Ihre Frau kein Bügeleisen zuhause?“ (lacht). \
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