25 Jahre gibt es das „schrit_tmacher“-Festival in Aachen. Seit zehn Jahren findet es jährlich in der Fabrik Stahlbau Strang statt, seit elf Jahren läuft die Kooperation mit dem Theater Heerlen und seit vier Jahren auch mit den Partnern in Belgien. Rick Takvorian, der das Festival in den 90er Jahren ins Leben rief, kreiert jedes Jahr aufs Neue mit seinem Team ein Tanzspektakel, das weit über die Grenzen Aachens ein breites Publikum zieht. Zusammen mit seiner Kollegin Steffi Gerhards hat er sich unseren Fragen zum Festival im Allgemeinen und Besonderen gestellt .
Was machst du bei „schrittmacher“?
Steffi: Im Großen und Ganzen würde ich sagen: Ich bin eigentlich Ansprechpartnerin für alles. Von der Programmauswahl über die Verträge, das Ticketing, die Programmhefte, die Künstlerbetreuung mit Wunscherfüllung … Einfach alles, geht irgendwie durch meine Finger.
Rick: Ich leite das Festival. Ich habe vom Inhalt bis zum Management mit allem zu tun. Zum operativen Geschäft kommt bei mir noch die Aufgabe des Kommunikators und Netzwerkers, der das Festival nach außen präsentiert und es immer weiter vernetzt.
Seit wann bist du dabei?
Rick: Ich war schon im Team, bevor es das gab. Ich habe „schrit_tmacher“ – den Namen hat übrigens meine Frau erfunden – für Aachen Anfang der 90er entwickelt. Ich war damals, nachdem ich lange als Tanzkritiker gearbeitet habe, im Ludwig Forum angestellt, um dort die darstellende Kunst mit der bildenden zu vereinen. Für Aachen fand ich ein Tanzfestival perfekt. Es gab so etwas bisher nicht, Tanz funktioniert über die Grenzen hinweg ohne Sprache. Also starteten wir mit dem ersten Festival. Seitdem bin ich dabei und habe schon sehr viele unterschiedliche Phasen erlebt.
Steffi: Ich bin seit 2006 dabei. Da habe ich beim Kulturbetrieb angefangen und Rick hat mich mit „schrit_tmacher“ direkt ins kalte Wasser geworfen.
Wie sieht während des Festivals ein typischer Tag aus?
Steffi: Ich bin definitiv sehr früh im Büro und noch viel später wieder zu Hause. (lacht). Nein ehrlich, vormittags gibt es allerhand organisatorische Dinge zu klären: Mails der Compagnien beantworten, mit den Hotels telefonieren, technische Probleme beheben, in der Fabrik vorbeisehen, Presseanfragen koordinieren. Mittags treffen wir die Auftretenden dann in der Fabrik, und nachmittags geht es vom Büro aus direkt zur Vorstellung. Danach schließen wir die Fabrik ab und fahren heim.
Rick: Mein Arbeitstag ist dank meines Teams ein bisschen kürzer geworden. Ich schlafe morgens meistens aus und schaffe es vor der Vorstellung abends meistens auch nochmal nach Hause. Dann bringe ich dem Team auch gerne Pizza oder ähnliches mit. Vor Ort gibt es dann immer noch last minute was zu klären, bevor um 19 Uhr das Publikum eintrifft. Und dann fängt mein „öffentlicher“ Job an. Leute begrüßen, die Einführung halten, das Publikum beobachten. Nach dem Ende des Veranstaltung bin ich voller Energie, dass ich oft noch lange wach bin.
Welche Voraussetzung muss man für deinen Job mitbringen?
Steffi: Man braucht Organisationstalent. Und eine Kombination aus Neugier und Akribie.
Rick: Also, da muss ich jetzt mal unterbrechen. Die Steffi ist so bescheiden. Ganz ehrlich: Ich bin der kreative, impulsive Kopf, aber Steffi hat es geschafft, das Festival bis ins Detail zu professionalisieren. Dazu kommt, dass sie unglaublich gute Nerven hat, in jeder Situation cool bleibt und zu jedem freundlich ist!
Wenn du einen Wunsch fürs Festival hättest, welcher wäre das?
Rick: Ich finde das Event wie es ist, fantastisch. Manchmal wünschte ich allerdings, man müsste nur mit dem Finger schnippen und all das, was man nicht sieht, von der Technik bis zur Platznummer, würde sich von selbst regeln.
Steffi: Da kann ich mich nur anschließen…
Rick: Versteht mich nicht falsch, alle Organisation ist prima. Ich möchte auch gar nicht, dass alles immer perfekt ist. Man sollte Perfektion aber immer anstreben. Ich finde nur der Weg dahin …
Steffi: … könnte manchmal leichter sein. Seh’ ich auch so.
Wenn der letzte Vorhang beim 25. „schrit_tmacher“ fällt, …
Steffi: … stehen wir alle zusammen und hören uns den Applaus an. Dann wird durchgeatmet. Das Ende sehe ich immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Rick: Also ich sehe uns alle zusammen an der Bar, wo wir ein Gläschen auf uns trinken. Und dann geht’s in den Urlaub. Den haben wir uns alle verdient. \ kira wirtz
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