Bulgarien 1989: Der Ostblock steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Freunde Stash, Gogo, Angel und B-Gum (Yavor Baharov, Ovanes Torosian, Ivaylo Dragiev, Alexander Sano) bekommen davon vorerst noch nichts mit.
Stattdessen müssen sie beim Flipperspielen, Pornogucken und Hören der Sex Pistols aufpassen, nicht von der Polizei erwischt zu werden. Stash versucht außerdem bei der hübschen Becky (Radina Kardjilova) zu landen, deren Vater (Georgi Staykov) ausgerechnet Oberst bei der Geheimpolizei ist.
Als die fünf eines Tages beim Abhängen in ihrem Versteck von den Staatsbeamten erwischt werden, wird alles anders. Denn irgendwer muss sie verraten haben. Kurzerhand beschließen sie – die Mauer zwischen DDR und BRD ist soeben gefallen – ihr Glück in Deutschland zu versuchen.
Aber der Plan läuft schief und nur drei von ihnen landen in einem Asylbewerberheim in der deutschen Provinz, wo sich Phase 2 des Films abspielt. Phase 3 führt sie schließlich zurück in die Heimat, in der sich nicht nur die politischen Verhältnisse verändert haben. Hierzulande sind Filme aus den ehemaligen Ostblockstaaten bislang cineastisches Neuland.
Genau das macht „Tilt“ unter anderem so sehenswert und spannend. Die unverbrauchten Hauptdarsteller, ihre bei aller Zerrissenheit sympathischen Figuren und eine verspielte, ein- und nie aufdringliche Inszenierung machen neugierig auf mehr.
Gleichzeitig führt der Film, der in seiner Heimat eine der erfolgreichsten Inlandsproduktion der letzten Jahre ist, die Methoden und den Fall eines politischen Systems sowie deren Folgen für die Bevölkerung vor Augen. Nur das Ende, das nach 90 Minuten zu abrupt kommt, enttäuscht ein wenig – etwas mehr Zeit hätte man trotz aller Tragik gerne noch in Sofia verbracht. /// Peter Hoch
„Tilt“ BUL/D // R: Viktor Chouchkov jr.
Start: 9.5
Bewertung der redaktion
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