„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Kaum jemand dürfte diesen Satz noch nicht gehört haben, schließlich sichern sich damit Medikamentenhersteller gegenüber Falschdosierungen und unerwünschte Nebenwirkungen ab, die man im Englischen „Side Effects“ nennt.
Damit beschäftigt sich nun auch Steven Soderbergh (siehe Kasten) in seinem neuen Film, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, dort allerdings leer ausging. Auch wenn die soziologische Komponente mehr und mehr zur Nebensache gerät, entwickelt sich aus dem Film ein packender Pharmathriller, wie es ihn in der Filmhistorie bisher selten gegeben hat.
Zusammen mit seinem Drehbuchautor Scott Z. Burns, der bereits „Der Informant!“ und „Contagion“ für ihn geschrieben hatte, entwirft Soderbergh hier eine böse Utopie unserer heutigen Gesellschaft, in der Fragen der Verantwortung und der juristischen Schuld fiktional ausgetragen werden.
Emily (eindrucksvoll: Rooney Mara aus der US-Version von „Verblendung“) leidet unter Depressionen und löst unter Medikamenteneinfluss dramatische Ereignisse aus. Ihr behandelnder Arzt Dr. Banks (mit ernster Gelassenheit: Jude Law) sieht sich ohne bewusstes Fehlverhalten auf die Anklagebank gedrängt, weil er ein neues Medikament einsetzte, das bei seiner Patientin zu ungeahnten Nebenwirkungen geführt haben könnte.
Die Sensationspresse stürzt sich auf Dr. Banks und seine Familie, gräbt lang zurückliegende Fehltritte aus, während sich seine Praxiskollegen von ihm abwenden, weil sein Name nun auch ihren Ruf gefährdet. Entschlossen kämpft der Mann, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, gegen die Hetzkampagne an.
Soderberghs Film entwickelt schnell einen unglaublichen Sog, wenn er uns Zuschauer hautnah am destruktiven Verhalten der Depressiven teilhaben lässt und schließlich eine Hitchcock-mäßige Spannung entwickelt, wenn ein eigentlich Unschuldiger zum Ziel der öffentlichen Ermittlungen wird.
Burns’ Drehbuch schlägt zudem noch so manchen Haken und hält einige Überraschungen parat, so dass der Zuschauer 100 Minuten lang auf beachtlichem Niveau unterhalten wird. \ Frank Brenner
USA 2013 // R: Steven Soderbergh
Start: 25.4.
Bewertung der redaktion
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