Im Anschluss wird er eine Woche im regulären Programm zu sehen sein. Doch bei aller Kürze beeindruckt das kraftvolle Werk durch die Authentizität, die es ausstrahlt. Zweieinhalb Monate lang haben der 1982 geborene deutsch-amerikanische Mediendesigner Peach, der Fotograf Andreas Volz und der Kameraassistent Seweryn Zelazny eine Gruppe Straßenkinder in der nepalesischen Hauptstadt Katmandu begleitet und ihren Alltag gefilmt; den Schnitt übernahm später Peachs Verlobte Lisa Engelbach.
Entstanden sind ein Film und eine Fotoserie, die zum einen das Elend zeigen, in dem die 11-jährigen Kids aufwachsen – tagsüber beim Betteln und lebensgefährlichen Klebstoffschnüffeln und nachts zusammengerollt am schmutzigen Straßenrand schlafend. Genauso sind aber auch die Momente der Freundschaft sowie des Herumspinnens und -tollens festgehalten, wie Jungs dieses Alters sie überall auf der Welt erleben. Herangetastet haben die Filmemacher sich an die Kinder spielend. „Die ersten zwei Wochen hatten wir keine Kamera, sondern einen Fußball dabei, damit sie uns kennen lernten, sich an uns gewöhnen und Vertrauen fassen konnten. Nach sechs Wochen haben dann nicht nur wir Fragen gestellt, sondern auch umgekehrt war echtes Interesse da.“ erklärt Justin Peach. Ambivalent, nie wertend oder belehrend und immer auf Augenhöhe mit den Protagonisten, bringt sein Film dem Zuschauer die Lebenssituation der Jungen näher. Dafür gab es beim „up-and-coming“-Festival in Hannover den Deutschen Nachwuchsfilmpreis 2009 und bei den 26. video/film-tagen in Koblenz den Preis der Landeszentrale für politische Bildung. In Aachen werden Justin Peach und Andreas Volz dem Publikum am Starttag persönlich Rede und Antwort zu ihrem Projekt stehen.
„Kino im Dialog“ mit den Filmemachern am 16.9. ca 19.30 Uhr im Apollo
nachgefragt
Regisseur Justin Peach über „Kleine Wölfe“
Justin, woher kam die Idee für „Kleine Wölfe“?
Während meines Studiums hat es irgendwann „Klick“ gemacht und ich wusste, dass ich für meine Diplomarbeit eine Doku im Ausland drehen wollte. Schon vorher hatte ich als Rucksacktourist Nepal besucht. Durch diese Erfahrung ist das Ganze dann entstanden.
Du bist noch einmal nach Nepal geflogen, um den Kids den Film zu zeigen. Wie waren ihre Reaktionen?
Mir war immer wichtig, ihnen zu zeigen, dass mein Respekt ihnen gegenüber echt war und dass sie den Film auch selbst sehen und abnicken können. Zuerst haben wir ihn den Jungs im kleinen Kreis vorgeführt, etwas später ein zweites Mal öffentlich gezeigt. Unser Hauptprotagonist Sonu hat ihn dann noch einmal sehen wollen. Neben all dem Jubel und „Gangster-Gepose“ hat er gerade Sonu auch nachdenklich gestimmt. Er sagte zu mir, er würde gerne ein anderes Leben anfangen, einen Job bekommen. Geklappt hat das dann leider nur kurze Zeit – inzwischen ist er wieder auf der Straße. Wir sind nun einmal keine Streetworker und Pädagogen. Aber wir hoffen, dass „Kleine Wölfe“ zumindest als Aufklärungsfilm dient und den Kids auf diese Weise indirekt hilft.
Kommt irgendwann noch ein längerer „Director’s Cut“?
Insgesamt haben wir 33 Stunden Filmmaterial produziert. Aber eigentlich ist das, was wir zeigen wollten, auch alles zu sehen. Mich persönlich interessiert natürlich, was aus den Kids werden wird. Gerne würde ich deswegen in zwei Jahren noch einmal nach Katmandu fliegen, und diese Entwicklungen festhalten. Das würde dann aber ein völlig neuer Film werden.
Bewertung der redaktion
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