Als Skandalnudel stiehlt der Däne jeder pompösen PR-Maschinerie von Hollywood lässig die Schlagzeilen-Show. Sein jüngster filmischer Streich entpuppt sich als eine Art „Armageddon“ im Dogma-Stil. Während auf die Erde der titelgebende Himmelsköper zurast, hat eine vornehme Hochzeitsgesellschaft ganz irdische Probleme. Die Braut (Kirsten Dunst) plagen – wie den Regisseur – Depressionen. Ihr Versuch, mit der Heirat wieder in stabilere Bahnen zu gelangen, endet in einem Fiasko, an dessen Ende nicht nur ihr skrupelloser Boss (Stellan Skarsgård), sondern auch der Bräutigam (Alexander Skarsgård) das Fest frustriert verlässt. Der zweite Akt des Endzeit-Dramas handelt dann davon, wie die frischgebackene Braut und ihre frustrierte Schwester (Charlotte Gainsbourg) das Ende der Welt erwarten. Selbst Kiefer Sutherland als Schwager kann, anders als in „24“, die ganz große Katastrophe nicht mehr verhindern und endet gar jämmerlich. „In gewisser Weise hat der Film ein Happy End“, gibt der schwermütige Däne schnippisch zu Protokoll. Sein bis in die Nebenrollen starbesetzter Weltuntergang bietet die übliche Wackel-Kamera, neuen Mut zu schwülstigen Kitsch-Bildern sowie einen wabernden Wagner-Soundtrack. Grandios kultverdächtig ist der Kurzauftritt von Udo Kier als zickiger Hochzeitsplaner. Ansonsten spaltet der Regie-Exzentriker von Trier einmal mehr sein Publikum: Für die einen bietet er ein ergreifendes Meisterwerk über den globalen und individuellen Untergang, für die anderen des Kaisers neue Kleider. Ach, der Lars eben … /// Dieter Oßwald
„Melancholia“
DK/S/F/D 2011 // R: Lars von Trier
Start: 6.10.
Bewertung der redaktion
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