Doch dann kam Doris Dörrie – in ihrem esoterisch angehauchten Low-Budget-Film „Kirschblüten – Hanami“ avancierte Wepper 2008 zum Publikumsmagneten an der Kinokasse. Nürnberg, ein eher ausgefallener Schauplatz für einen Kinofilm. Hier durchquert Hartmut Mackowiak (Wepper) seit Jahrzehnten mit seinem Taxi die Innenstadt. Ein mürrischer älterer Herr, dem inzwischen die Frau davongelaufen ist und der auch nicht gerade eine herzliche Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter Verena (Marie Leuenberger) pflegt. Eines Tages steigt die Türkin Gülen (Ivan Anderson) mit ihrer kleinen Tochter Hayat (Mercan Türkoglu) in sein Taxi. Gülen will Hayat bei ihrer Mutter (Özay Fecht) im Stadtteil Gostenhof abliefern, weil sie beruflich verreisen muss. Doch die Großmutter erleidet später einen Schlaganfall. Im Krankenhaus sieht Hayat den „netten Onkel“ aus dem Taxi wieder und steigt in Hartmuts Auto. Doch was tun mit der Kleinen? Natürlich ist dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen einem kleinen türkischen Mädchen, das praktisch kein Wort Deutsch spricht, und einem desillusionierten Franken. Der Reiz des sympathischen Films liegt nun vor allem darin, dass Regisseur Christian Zübert, ein gebürtiger Würzburger, seiner Hauptfigur die Identität lässt. Denn Hartmut wandelt sich nicht plötzlich zum lieben Mitmenschen, sondern bleibt seiner Sturheit überraschend lange treu. Umso glaubwürdiger verläuft denn auch sein allmählicher Sinneswandel. Und auch wenn „Dreiviertelmond“ trotz seines Cinemascope-Formats die ganz große Kinofaszination fehlt, entpuppt sich der Film als genau beobachtetes und von Elmar Wepper glänzend gespieltes Porträt eines Mannes, der einen neuen Weg finden muss. /// Martin Schwarz
„Dreiviertelmond“
D 2011 // R: Christian Zübert
Start: 13.10.
Bewertung der redaktion
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