„Soll ich sie sein?“ fragt Marilyn Monroe (Michelle Williams)ihren jungen Begleiter, als sie unverhofft auf eine Gruppe von Fans treffen, lehnt sich lasziv gegen das Gemäuer, legt die Hand in den Nacken und beginnt zu posieren. Sie war ein Star, der sein Image voll im Griff hatte, eine Frau, die mit der eigenen Ikonografie spielte und ihre Verführungskraft hemmungslos einzusetzen wusste. Einerseits. Andererseits war sie zerbrechlich, verloren, anlehnungsbedürftig, tablettenabhängig und geradezu süchtig nach Aufmerksamkeit. Und wahrscheinlich war es genau diese Mischung, die dazu führte, dass ein ganzes Jahrzehnt – die 1950er – ihr zu Füßen lag. In seinem Kinodebüt „My Week with Marilyn“ erzählt nun der britische Regisseur Simon Curtis von zwei Männern, die versuchen sich in Monroes Aura zu sonnen und dabei auf sehr unterschiedliche Weise scheitern. Kein Geringerer als der große, britische Schauspieler Laurence Olivier (Kenneth Branagh) lädt 1956 Marilyn Monroe für seine eigene Regiearbeit „Der Prinz und die Tänzerin“ nach England ein. Aber seine Faszination für die Blondine bekommt bald deutliche Risse, als die Diva oftmals Stunden zu spät auf dem Set erscheint und sich ihre Dialoge nur schwer merken kann. Erzählt werden die Ereignisse aus der Perspektive des dritten Regieassistenten Colin Clark (Eddie Redmayne), der sein Glück kaum fassen kann, als ausgerechnet er von der kriselnden Monroe als Vertrauensperson auserkoren wird. Mit „My Week with Marilyn“ entwirft Simon Curtis eine klassische Backstage-Story, in der die Konfrontation zwischen strengem britischem Schauspieler-Ethos und amerikanischer Method-Acting-Nabelschau für die komödiantische Grundierung sorgt. Das eigentliche Ereignis des Films ist allerdings Michelle Williams, die ihre Figur als vielschichtiges Gesamtkunstwerk anlegt und zeigt, wie Monroe ihre künstlich erschaffene Aura perfekt ein- und ausschalten kann und selbst die eigene Fragilität zum Instrument der Verführung wird. Ein schillerndes Porträt der Diva, das keine neuen Erkenntnisse oder Enthüllungen über Monroe bereithält, aber die menschliche Seite des Mythos’ zeigt, ohne dessen magische Kräfte zu verneinen. /// Martin Schwickert
„My Week with Marilyn“
USA/GB 2011 // R: Simon Curtis
Start: 19.4.
Bewertung der redaktion
WEITEREMPFEHLEN