Ähnlich wie in Martin Scorseses beklemmendem Psychodrama „Shutter Island“ ist auch bei Marius Holsts „King of Devil’s Island“ eine abgelegene Insel, die der Isolation ihrer Bewohner dient, einer der Hauptdarsteller der packenden Geschichte. Die norwegische Gefängnisinsel Bastøy hat es tatsächlich gegeben, und die im Film geschilderten Vorkommnisse beruhen ebenfalls auf realen Ereignissen, die sich um 1915 dort zugetragen haben. Der neue Sträfling Ivar (Magnus Langlete) ist ein Schwächling, der geradezu prädestiniert dafür ist, zum Opfer zu werden. Mitgefangene stehlen ihm seine Uhr, viel schwerwiegender sind allerdings die Übergriffe, die er sich vom Hausvater (Kristoffer Joner) gefallen lassen muss, und die später zum Aufstand auf der Gefängnisinsel führen werden. Immer wieder zieht die Geschichte dabei Parallelen zur Seefahrt, weil ihr Protagonist, der zweite Neuling Erling (Benjamin Helstad), als Harpunier die Weltmeere bereiste. Für ihn ist Gefängnisdirektor Bestyreren (Stellan Skarsgård) der Kapitän, und als der sich um seine Verantwortung drückt, muss es zwangsläufig zur Meuterei kommen.
Regisseur Marius Holst entführt die Zuschauer in eine gar nicht so lange zurückliegende Zeit, die trotzdem unglaublich fremd erscheint, und erzählt dabei eine Coming-of-Age-Geschichte unter erschwerten Bedingungen. Es geht um Kameradschaft und Disziplin, um Sühne und Ungerechtigkeit, um Erniedrigung und Sadismus. Dass man dermaßen gebannt am rauen Gefängnisalltag der Hauptfiguren dranbleibt, liegt vor allem am charismatischen Spiel der gut zusammengestellten jugendlichen Darstellerriege. Die erwachsenen Figuren rücken dabei ein wenig in den Hintergrund. Dennoch gelingt es Kristoffer Joner als undurchsichtigem Hausvater oder Stellan Skarsgård als väterlichem Direktor, in ihren prägnanten Auftritten ebenfalls Akzente zu setzen. /// Frank Brenner
„King of Devil’s Island“
N/PL/F/S 2010 // R: Marius Holst
Start: 29.3.
Bewertung der redaktion
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