Nicht nur die Produktionshintergründe von „Das Mädchen Wadjda“ sind spektakulär, auch sein Thema ist überaus kontrovers. Im Mittelpunkt der Handlung steht die zehnjährige Titelheldin (Waad Mohammed), die sich den religiös-orthodoxen Gesetzmäßigkeiten nicht beugen möchte und ihren ganz eigenen Kopf hat. Fahrradfahren wäre ihr größter Wunsch, der ihr von allen Erwachsenen aber ausgeredet wird, weil sich das als Frau nicht geziemt. Als Wadjda von einem Koranwettbewerb an ihrer Schule erfährt, dessen Siegerpreisgeld ihren Traum wahrmachen könnte, kniet sie sich ins Studium des heiligen islamischen Buches. Daneben wird auch das Schicksal ihrer Mutter eingehend beleuchtet. Deren Möglichkeiten, Geld zu verdienen, werden auf unterschiedlichste Weise eingeschränkt. Um sich in der Stadt fortzubewegen, ist sie auf die Fahrdienste eines Chauffeurs angewiesen; mit Männern zu arbeiten wird ihr vom eifersüchtigen Ehemann verboten; der macht sich unterdessen auf die Suche nach einer Zweitfrau, was gehörig am Selbstwertgefühl von Wadjdas Mutter nagt. Al-Mansour ist ein vielschichtiges und komplexes Porträt der sozialen Realität in Saudi-Arabien geglückt, ein Land, das den westlichen Zuschauern weitgehend unbekannt ist. Aus der Innenperspektive zeichnet die Regisseurin subtil das Bild eines Staats voller überholter und fragwürdiger Ideologien. /// Frank Brenner
SAR/D 2012 // R: Haifaa Al-Mansour
Start: 5.9.
Bewertung der redaktion
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