Der erfolgreiche Unternehmer Vincent Demalénes verbringt seinen 50. Geburtstag in einem Hotel mit seiner Frau Luise. Schnell wird klar: Hier wird keinesfalls ein weiteres Lebensjahr zelebriert. Vincent will konfrontieren, die Wahrheit Stück für Stück herauskitzeln und gleichzeitig seine eigene offenbaren. Denn seit dem tödlichen Autounfall seines Zwillingsbruders Thomas, bei dem auch Luise und Vincent beinahe ums Leben gekommen wären, leidet der Geschäftsmann an einer partiellen Amnesie – so heißt es. Als Vincent verlangt „Lass von mir als ‚Er‘ sprechen“ und behauptet, sein Bruder Thomas zu sein – fest entschlossen, sein wahres Ich der Öffentlichkeit dazulegen – nimmt das Szenario seinen Lauf.
Regisseur Jens Pesel greift Irene Ibsen-Billes, Enkelin des norwegischen Autors Henrik Ibsen, Schauspiel mit psychodramatischer Analytik auf. Die beiden Charaktere agieren, ja, existieren nur in diesen Szenen. drei mal 25 Minuten. Ohne Ortswechsel. Ohne störende Einflüsse von Dritten. Bis auf den verstorbenen Zwillingsbruder, der sich wie ein Schatten immer wieder zwischen das Ehepaar drängt. Kulisse und Kostüme von Siegfried E. Mayer ummanteln mit drückenden Wandpaneelen und klobigen Ledersesseln alles wie ein Kokon. Nichts kann diesem Raum entfliehen. Thomas Pohn und Ute Wieckhorst schwanken souverän zwischen kühler Distanz und ehrlichem Sinneswandel.
Sich die Existenz eines anderen anmaßen, scheint nicht schwer. Die Rückkehr zum alten Ich dagegen sehr. /// sh
2. bis 11.12.
„Ohne Gesicht“
20 Uhr, diverse Orte
Karten bei KlenkesTicket
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