„Wir weben, wir weben“ das ist das Mantra der sozialen Unterschicht um 1830. Abwechslung in die eintönige Arbeit bringen nur der öffentlich proklamierte Klatsch und die Postkutsche aus Lüttich.
Diese weiß von den Julirevolten in Frankreich zu berichten, bei der Fabrikarbeiter die eintreffenden Maschinen aus der bloßen Verzweiflung zerstören, sie könnten durch diese ersetzt werden.
Ein erzürnter Mob
Auch in Aachen verschärft die aufkommende Industrialisierung die sozialen Spannungen.
Als ein Tuchwerk-Arbeiter für einen maschinell erzeugten Produktionsfehler zur Verantwortung gezogen werden soll, zentriert sich die angestaute Wut auf die Fabrikanten Nellessen und Cockerill. Ein erzürnter Mob sammelt sich am Brunnen „große Pfeife“ um Taten sprechen zu lassen …
Aktueller denn je
Der Mensch-Maschine Konflikt ist bald 200 Jahre alt und wird doch noch immer ausgetragen. Sei es in den popkulturellen Verweisen von Matrix und Co. oder ganz real in Rüsselsheim.
Entsprechend ist das in Kooperation mit dem Tuchwerk Aachen entstandene „Rebellion 1830“ per se mehr als bloße Lokalgeschichte, auch wenn sich die Inszenierung von Mona Creutzer oft begnügt, brav nachzuerzählen, was nicht allzu brav vonstatten ging.
Spürbare Lebenswirklichkeit
Spannend war das allemal, gerade wenn die aufgebrachte Meute das Publikum zum Protestmarsch anstachelt. Die einfließenden Augenzeugen- und Prozessberichte machen einerseits die Lebenswirklichkeit dieser Leute spürbar, lassen das Stück aber auch schon einmal an der pädagogisch wertvollen Geschichtsstunde vorbei schlingern.
Natürlich ist es absolut nachvollziehbar, dass das Tuchwerk als neuer Spielort des Theater K geradezu nach einem solchen Stoff verlangte, zukünftig dürfte das Tuchwerk mit seinem industriellem Charme, und ja auch Zerfall, einen interessanten Rahmen und Kontrast für folgende Inszenierungen bilden.
Nur die Angst vor Fledermäusen sollte man bis dahin ablegen.\ tg
4., 5., 12., 17. + 26.10.
„Rebellion“
20 Uhr, Tuchwerk-Aachen
(sonntags 19 Uhr)
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