Hell erleuchtet vom Scheinwerferlicht sitzten Julie und August da. Sie mit wilden, türkisen Haaren. Er mit Kopfhörern und leicht nervös. Mit fester Stimme spricht sie in den Raum. Sie suche jemanden, der sich mit ihr gemeinsam in den Tod stürzen möchte.
Witze mache sie nicht. Deshalb: „Nur ernstgemeinte Antworten, bitte!“ Sie guckt fragend in den Raum: „Feiglinge!“
Keinen Anfänger, bitte.
Dann meldet sich jemand: August. Er würde mitkommen. Denn das Leben ist ein Fake, das Echte fehlt ihm. Julie geht auf Numer Sicher: „Hast du dich schonmal umgebracht?“
Um abzuklären, dass sie keinen Anfänger mitnimmt. Einen, der es schon probiert, aber nicht durchgezogen hat. Und in dem Moment, in dem August zusagt, weiß Julie, dass sie glücklich ist. Glücklich, weil sie bald sterben wird. Glücklich, weil sie es nicht alleine machen muss.
Rückzieher vor dem Sprung
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Norwegen. Ziel ist der 600 Meter hohe Preikestolen-Felsen. Zuvor noch sicher, dass nur der Tod sie vor dem Leben bewahren kann, kommen Julie und August Zweifel.
Immer wenn sie kurz davor sind zu springen, machen sie einen Rückzieher. Ob es wehtut? Was man wohl in den letzten Sekunden des freien Falls denkt? War wirklich immer alles schlecht?
Düsteres Vorhaben, kurzweiliges Stück
Und die beiden kommen sich näher. Aber sie wollen sich doch umbringen. Einen Rückweg gibt es nicht. Oder?
Durch eine Zeitungsnotiz im „Spiegel“ war der Autor des Stücks, Igor Bauersima, auf die wahre Begebenheit aufmerksam geworden. Mazdak Tavassoli inszeniert „norway.today“ als zeitgemäßes, kurzweiliges Stück mit minimalistischem Bühnenbild. Humorvoll und mit Sprachwitz gewinnen Nele Swanton und Felix Strüven die Zuschauer trotz des düsteren Vorhabens mit Leichtigkeit.\ cr
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