Von Kira Wirtz
Bulgakovs Meisterwerk, entstanden zwischen 1928 und 1940, verwebt in verschiedenen Erzählsträngen Fiktion, Satire und Kritik historische Begebenheiten.
600 Seiten fasst seine Romanvorlage, die Handlung ist mehr als komplex. Zum einen wird auf satirische Weise das Leben in Moskau zu Bulgakovs Lebzeiten beschrieben und das stalinistische System kritisiert.
Auf der anderen Seite geht es um menschliche Werte wie Gut und Böse, es geht um Gott und Teufel, um Leben und Tod, inklusive der Erlösung aller Beteiligten. Klingt nach Verwirrung, verspricht aber einen fantastischen Theaterabend.
„Theatrale Zauberbude!“
Für Bernadette Sonnenbichler hieß es erst einmal, eine theaterfähige Fassung rund um den Meister, Margarita und den Teufel zu schreiben, ohne dabei die Komplexität der Vorlage zu beschneiden – zu verdichten, ohne undurchdringbar zu werden.
Schließlich wollen der Zauber, die Phantastik und Poesie, die der Roman bereithält, auf die Bühne des Theater Aachen gebracht werden. Und immerhin rollen im Roman Köpfe, Räume weiten sich, es wird gezaubert, es fliegen Hexen und Pontius Pilatus erklimmt den Mond.
„Wir fahren alles auf, was das Theater zu bieten hat“, verspricht Dramaturgin Caroline Schlockwerder. Im Ergebnis ist „Der Meister und Margarita“ nicht nur handlungsstark, sondern ein großes Stück mit zehn Darstellern, vier Musikern, 50 Rollen und entsprechend vielen Kostümen. Da muss alles passen und gut geplant sein.
Zwischenfazit: alle zufrieden
Das Team aus Bühnenbildnern, Musikern, Darstellern, Requisiteuren, Kostümbildner und der Regie stellt sich dieser Herausforderung seit November. Seite an Seite wird gearbeitet. Zwischenfazit: Alle sind zufrieden.
Zum einen mit der Zusammenarbeit, zum anderen vom Kosmos des Stücks. Bernadette Sonnenbichler: „Der Meister und Margarita ist komisch, böse, höchst lustvoll, phantastisch und abgefahren. Man spürt den Spielspaß der Schauspieler, in die unterschiedlichen Rollen zu schlüpfen.“
Zigeunerjazzkram
Malcolm Kemp ist für die musikalische Umsetzung verantwortlich. Die Musik ist ein wichtiges Element im Stück, ist sogar wesentliches erzählerisches Mittel. Zusammen mit drei weiteren Musikern, seinen „Multiinstrumentalisten“, wird er Gitarre, Posaune, Akkordeon, Geige, Schlagzeug und Keyboard erklingen lassen und die Szenen musikalisch befeuern.
Inspiriert ist die Musik durch Balkan und Gypsy: atmosphärisch und elektronisch beeinflusst. Das verstärkt noch den Varieté-Charakter, den Bühne und Kostüme vorgeben.
Ein weiterer Clou: Sonnenbichler, die Regisseurin für Theater und Hörspiel (u.a. SWR und BR) ist, wird als zusätzliches Erzählmittel die Möglichkeiten des Hörspiels einbinden. Es entsteht ein rasantes und rund zweieinhalbstündiges Stück mit viel Humor, einem irrwitzigen Kosmos und jeder Menge Spielfreude. Bühne frei, bitte! \
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