Hellbraune Holzverkleidung, ein schmales milchiges Fenster an der Wand, ein Tisch mit zwei Stühlen über dem ein Mikrofon von der Decke hängt. Ein Blick auf das spartanische Bühnenbild von Steven Koop und der Gedanke an einen Verhörraum oder gar ein Aufnahmestudio bäumt sich auf.
Ein stimmiges Dekor für Friedrich Dürrenmatts Krimikomödie, die 1957 als Hörspiel entstand und erst in den Folgejahren nachträglich für die Bühne umfunktioniert wurde.
Verbale & physische Gefechte
Das Stück dreht sich um das verbale (und gelegentlich physische) Gefecht zwischen dem selbstgefälligen Kriminalromanautor und Nobelpreisträger Maximilian Korbes und dessen überraschenden Besuchers und euphorischen Bewunderers Fürchtegott Hofer.
Letzterer richtet sein Leben einzig nur nach dem Genie seines schriftstellerischen „Meisters“ aus, reist ihm als selbsternannter Privatdetektiv hinterher – mehr aus fanatischen als moralischen Beweggründen – und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei den Morden in Korbes Bestsellern um Fakt statt um Fiktion handeln muss. Auch den Täter glaubt er zu kennen. Es ist, so meint der akkurate Hofer, „schlechterdings unmöglich, etwas zu erfinden, was es nicht irgendwo gäbe.“
70 Minuten Nervenkitzel
Regisseur Udo Schürmer bietet dem Publikum in etwa 70 Minuten Nervenkitzel, verdreht-makabren Humor und Themen wie etwa die gesellschaftliche Erwartung an einen Schriftsteller, dessen Leben ein Wunschtraum vieler geworden ist, nämlich „als ein Mensch, der sich alles erlauben darf, alles erlauben soll.“
Insbesondere die Erscheinung des sachlichen bis hinzu tapsigen Übersympathisanten Hofer wird von Michael Gerlinger in all seinen komischen und tragischen Facetten dargeboten.
Frank Büssing verkörpert den sauflustigen aufbrausenden Korbes wie er sein soll: Schnell reizbar, doch scheinbar nie um den Verlust seiner Dominanz bangend. Verdienter ausgelassener Beifall für ein Duell mit einem Finale, das Interpretationsspielraum lässt.\ sh
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