Lars Breuer wurde vom Haus beauftragt, in den oberen Ausstellungsräumen einen „multifunktionalen Raum“ zur Geschichte des Ludwig Forums einzurichten. In den Innenräumen der ersten Etage kuratierte er unter dem Titel „Esprit Historique“ eine Dauer-Ausstellung mit Bibliothek, die historische Aspekte zur Geschichte der Schirmfabrik und des LuFos zusammenträgt. Und in der oberen Loggia fertigte er unter dem Titel „Zero History“ ein umlaufendes Wandgemälde.
„Esprit Historique“ und „Zero History“ – eine Paarung, die schwer nach Sinn klingt. Dessen Identifizierung allerdings macht Mühe.
Die gezeigten Bilder, Trouvaillen und Wandmalereien sind allesamt für einen ersten Eindruck gut. So will es Lars Breuer offenbar, wenn er sagt: „Die erste Ebene reicht mir vollkommen.“ Selbst wer wollte, könnte nichts vertiefen, es sei denn durch die anwesenden Bücher. Zu schlicht verkauft Lars Breuer hier Bedeutsamkeit mit der großen Geste seiner gemalten Schriftzüge und mit Requisiten aus der Vergangenheit – Schirme, Gebäudemodell, Unternehmerfoto, Sammlerporträt. Und da hilft auch eine euphorische Gebrauchsanweisung nicht, wie Eckhard Hoog sie in der Aachener Zeitung am 29. Oktober mit allerlei kunsthistorischem Dies und Das und Zitaten und Apollinaire-Zertifizierung unters Volk gebracht hat.
Ein Teppich mit ehemaligem LuFo-Logo? Hier ein Architektur-Zitat (Abstände der Regalbretter entsprechen den Sprossenabständen der Fenster), da ein Spiel mit der Bauhaus-Strenge (Raumaufteilung, Sofas, Lampen). Eine Wand voller LuFo-Ausstellungsplakate (mit Lücken)? Ist hier der Geist der Geschichte mit einem bühnenreifen Augenzwinkern unterwegs? Ist das die Postironie, zu deren Vertretern sich Breuer zählen lässt? Was steckt hinter der netten Einrichtung, farblichen Abstimmung, unterkühlten Grundstimmung? Eine neue Nüchternheit? Bis hier hin könnte es sich um ein teuer eingerichtetes Wartezimmer eines Internisten handeln.
„Zero History“ in der Loggia funktioniert als Möglichkeit zur „neuen Raumerfahrung“, weil man mal auf die Idee kommt, die Treppen hochzugehen und von oben nach unten zu gucken. Unter dem Silber der Splitterflächen – gestreckte Dreiecke, Vierecke – schimmern andere Farben durch. Gruppe Zero? Zitat eines „historischen Nullpunkts“ zur Vergegenwärtigung der puren Gegenwart? Das ist fast frech.
Nun, Material für eine künstlerische Auseinandersetzung hätte die Geschichte des Hauses zweifellos einiges zu bieten. Abgesehen von wirklich spektakulären Ausstellungen, Werken und Künstlern, liefert auch die Wahrnehmung des Hauses in der Aachener Öffentlichkeit, das stupide Politisieren von Besucherzahlen, die herausragende Vermittlungsleistung Ansätze. /// lb
„Esprit Historique“ /
„Zero History“ von Lars Breuer
Ludwig Forum Aachen
Obere Ausstellungsetage / Loggia
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