Die 2. Ausstellung der Galerie project claus in der Kuckhofstraße 39 bringt Arbeiten von Rupprecht Geiger und Jürgen Claus in Dialog. Rupprecht Geiger (1908-2009) hat durch ein Carepaket sein Pigment gefunden, ein Rotorange von intensiver Leuchtkraft, das er in kosmisch grafischen Sonnenkreisen auftrug, monochrom, formstreng und vibrierend modulativ.
Doch der darin spätere Yves Klein vermochte sich gegenüber dem einzelgängerischen Münchner geschickter als Initiator des Monochromen darzustellen. Statt Ultramarin werden Geigers Farbkontraste explosiver, von dramatischer Selbstleuchtkraft, körperlich spürbar grellwarm Gelb bis Orange.
Karge Landschaft und Schnee
Für derartige Landschaftskürzel hat er sich an Natur statt Kunst sattgesehen, etwa in Spanien, Griechenland und in Russland ab 1940, wo sich ihm karge Landschaft und Schnee zu Farblicht reduzierte.
Schon 1947 schuf er unwirkliche Farbglut, extreme Malerei und „shaped canvases“. Labiles Gleichgewicht, visuelle Dynamik noch vor der OP-Art, sture Konsequenz getupfter Farbpartikel, Gründung der Gruppe Zen49 und Akzeptanz erst mit der Raumfahrterfolge. Expansives Rot wird sein Markenzeichen, Farbe wird Energieträger voller Strahlkraft, wie zu empfinden sein wird. Ein zu entdeckender.
Pionier der Unterwasser- und Solarkunst
Jürgen Claus (*1935) fügt farbige Drucke von Tierillustratoren in einen netzwerkartigen Strukturkosmos von linearer und flächiger Systematisierungsästhetik. Er ist Pionier der Unterwasser- und der Solarkunst, die er bis ins Plastische und Installative treibt.
Für Wissenschaft zu künstlerisch, für Kunst zu wissenschaftsnah: eine Bildwelt, die für ihre bündelnde Weltwahrnehmung und ihr unbeackertes Bildterrain erst noch Anerkennung finden muss. Ornamentdiskurs und Illustration in pop-affiner Abstraktion als zeitkritische Denkcollage. An diesen feinen Happen hat man angenehm zu kauen.
Künstlerfilme intensivieren am 4.7., 19 Uhr, den Dialog. \ dito
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