Die Information, dass die Druckbehälter von Doel 3 und Tihange 2 Risse aufweisen, gibt es seit 2012. Derzeit überschlagen sich die Aktualisierungen, was die Anzahl und Größe der Risse angeht. Die betroffenen Meiler sind derzeit nicht aktiv und nun wird diskutiert, ob das auch so bleibt.
Ein kurzer Überblick: Anschalten, abschalten, anschalten…
2012 – 10.000 Risse von 1 bis 2,4 cm Länge.
Im Sommer 2012 werden durch Ultraschalluntersuchungen knapp 10.000 Risse in den Druckbehältern der beiden Reaktoren entdeckt. Die Reaktoren werden daraufhin heruntergefahren und geprüft.
2013
Nach eingehender Prüfung werden sie im Juni 2013 wieder in Betrieb genommen.
2014
Als Vorsichtsmaßnahme und weitere Prüfung werden die Reaktoren im März 2014 wieder runterfahren.
2015 - 16.000 Risse von biszu 17,9 cm Länge.
Die belgische Atomaufsicht korrigiert nun die Angaben über die Risse nach oben. Nach derzeitigem Stand, möchte der Betreiber die Reaktoren im Juli 2015 wieder in Betrieb nehmen.
Der Worst-Case
Im schlimmstmöglichen Fall steht eine Kernschmelze bevor, die auf dicht besiedeltem europäischen Festland sogar verheerendere Folgen haben würde als Fukushima, so Anti-Atomaktivist Jörg Schellenberg gegenüber den Aachener Nachrichten.
Da die Meiler nur 140 bzw. 65 km von Aachen entfernt sind, wäre auch die Städteregion betroffen.
Panik-Mache oder berechtigte Sorge?
Fakt ist, dass die deutschen Sicherheitsbestimmungen um einiges strenger sind, als in manchen anderen Ländern, auch innerhalb der EU. Dennoch ist man auch in Belgien nicht gewillt, eine Kernschmelze zu riskieren. Bundestagsabgeordneter Steffen Kanitz (CDU) schätzt die Gefährdung durch die belgischen AKWs daher eher gering ein.
In Belgien selbst ist der Widerstand gegen die Meiler derzeit beispielsweise deutlich geringer. Auch der Betreiber der AKWs Electrabel sagt, dass die neuen Befunde lediglich genauere Messungen sind und keine Verschlimmerungen. Die Ursprünge der Risse sieht Electrabel in Wassereinschlüssen bei der Herstellung der Druckbehälter 1979.
Das Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen hält es für wahrscheinlicher, dass die Risse im laufenden Betrieb entstanden sind und daher eine enorme Gefahr von den AKWs ausgeht, sollten sie wieder ans Netz genommen werden. Ihr Hauptargument: Bevor die AKWs ans Netz gingen, wurden sie deutlich geprüft und in Tihange wurde der Druckbehälter aufgrund vorheriger Mängel ausgetauscht. Wassereinschlüsse hätten auffallen müssen.
„Automausstieg- Nein, danke!“
Könnte der Slogan des Betreibers heißen. Er hofft darauf, die AKW im Juli 2015 wieder in Betrieb nehmen zu können, da sonst ein Versorgungsengpass für den kommenden Winter in Belgien droht.
Das Land bezieht derzeit 61% der Energie aus Atomkraft. Ob Doel und Tihange wieder ans Netz gehen, ist derzeit noch nicht klar.
Demonstrationsangebot
Am 15. März ruft das grenzübergreifende Aktionsbündnis „Stop Tihange“ zur Demonstration für die dauerhafte Abschaltung des AKWs auf. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Atomkraftwerk Tihange im belgischen Huy. \sw
Weitere Informationen zur Demonstration gibt es hier
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