Werke wie das „Gartenbild“ von August Macke, das „Rote Haus“ von Gabriele Münter, eine Stradivari und noch zahlreiche andere wertvolle Kunstgegenstände will die Portigon nun endgültig zu Geld machen. Dies führt bei den meisten Museumsdirektoren in Nordrhein-Westfalen zu Protest und Empörung.
Brigitte Franzen, Direktorin des Aachener Ludwig Forums findet es „erschütternd“ und meint „dass jetzt offenbar alle Dämme brechen“.
Mehrere Direktoren großer NRW-Museen unterzeichneten bereits eine gestern veröffentlichte Erklärung, in der der Kunstverkauf als „kulturpolitische Bankrott-Erklärung“ bezeichnet wird. Außerdem heißt es, die NRW-Landesregierung sei nicht entschieden genug eingeschritten.
Keine Alternative zum Verkauf
Portigon-Chef Kai Wilhelm Franzmeyer äußerte sich erstmals gegenüber der Rheinischen Post und dem WDR zu den Plänen: „Es gibt zum Verkauf der Portigon-Kunstsammlung keine Alternative“.
Brigitte Franzen erinnert jedoch an die Worte des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der WestLB, der zu seiner Amtszeit selbst erklärte, dass die Kunstsammlung keineswegs als Geldanlage geplant gewesen sei, sondern nach kunsthistorischen Gesichtspunkten aufgebaut werden sollte. Franzen will nicht, dass ihre Häuser „zum Durchlauferhitzer für den Kunstmarkt werden“.
„Abstruses“ Angebot des Portigon-Chefs
Portigon-Chef Franzmeyer machte den Museen das Angebot, sie könnten die Werke selber kaufen. Auf dieses „abstruse“ Angebot, reagiert Brigitte Franzen mit Empörung: „Völlig unrealistisch. Die Museen verfügen erst mal überhaupt nicht über die Mittel, und dann ist es doch juristisch völlig fragwürdig, dass die Öffentlichkeit zweimal für die Kunst bezahlen soll.“
„Man sollte die Gläubiger bewegen, auf diesen Teil der Rückzahlung zu verzichten“, meint Franzen und kann sich eine Stiftung oder Schenkung, um diese wertvolle Kunstsammlung der Menschheit zu bewahren, als Lösung des Problems vorstellen.
Politiker äußern sich
NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) kritisierte gestern den Vorstoß von Portigon.Sie kündigte für den 5. Februar einen Runden Tisch aus Politik, Kunstexperten und Unternehmen an, an dem auch Portigon teilnehmen wird. Gut möglich das hier auch Brigitte Franzens Lösungsvorschlag diskutiert wird.
Parteikollege und NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) sieht den Entscheid am Runden Tisch jedoch nicht als Lösung. Er werde nicht zulassen, dass der Runde Tisch über den Verkauf der Portigon-Sammlung mitentscheide. / lep
WEITEREMPFEHLEN