In ein paar Wochen darf sich Ina Engelbracht Diplom-Designerin nennen. Sie studiert Produktdesign an der FH Aachen, die Diplomphase vor der Abgabe ist purer Stress: Material sichten, auswählen, letzte Entwürfe zeichnen, das Modell bauen, und schließlich die Präsentation für die Diplomausstellung vorbereiten. Inas Diplomprojekt heißt „Pop-Up“ und ist ein mobiler Schrankkoffer. „Pop-Up“ hat Regalböden, Fächer und einen Kleidersack – und soll dennoch leicht und handlich sein „Auf meiner letzten Schwedenreise kam mir die Idee, einen Koffer zu entwerfen, der dem lästigen Wühlen und Suchen ein Ende macht.“
Die Abschlussarbeit ist das erste ganz eigenständige Projekt der Studierenden. Die Professoren betreuen die Arbeit begleitend, geben hier und da Tipps, alles andere machen die Studierenden alleine. Die Herausforderung liegt darin, die Balance zu finden zwischen ausgereifter konzeptioneller Idee und kreativer Umsetzung. „Wir arbeiten hier im Fachbereich Gestaltung sehr konzeptionell: Es geht nicht um’s dekorative Verpacken, sondern um innovative Ideen, wie Funktion oder Botschaft gestaltet werden können.“, erklärt Professor Eva Vitting, die Diplomanden im Studiengang Kommunikationsdesign betreut. „Wir bereiten die Studierenden hier auf das vor, was nach der FH kommt: zum einen auf das Arbeiten in der Selbstständigkeit, aber auch auf den Agenturalltag.“ Projekte wie die „Travel Type Performance“, eine Installation am Aachener Bahnhof im letzten Jahr, wie das „Boxhorn“-Magazin, die eigene Zeitung des Fachbereichs, „erziehen“ die Studierenden zum eigenen Entwerfen und Umsetzen von Ideen.
Die Rahmenbedingungen im Fachbereich Gestaltung der FH Aachen sind optimal – die Zahl der Studierenden überschaubar, das Gebäude mit seinem kleinen schmucken Innenhof und der von den Studenten betrieben „Caféte“ bietet die perfekte Kreativ-Atmosphäre. Bei einem Rundgang gibt Professor Vitting einen Einblick in die Räume und Werkstätten. In der Holzwerkstatt sägen und hobeln einige Studenten gerade für ihr nächstes Projekt. „Für die Werkstätten und zum Beispiel das Fotostudio muss jeder zunächst eine Einführung machen, dann kann man hierher immer zum Arbeiten kommen“, erklärt Vitting.
Eintrittskarte in die beiden Studiengänge Kommunikationsdesign und Produktdesign ist eine Eignungsprüfung. Der Diplomstudiengang läuft allmählich aus, die Absolventen der kommenden Semester schließen als Bachelor ab, ein Masterstudiengang ist in Planung. In den ersten beiden Studienjahren lernen die Studierenden in Kurzprojekten viele verschiedene Fachgebiete und Professoren kennen, so soll vermieden werden, dass man sich zu früh auf eine inhaltliche Richtung einschießt, ohne alle Möglichkeiten kennen gelernt zu haben. Erst nach dem vierten Semester setzt man persönliche Schwerpunkte. Das kann im Bereich Produktdesign zum Beispiel Interiordesign, Conceptual Design oder Messe- und Austellungsgestaltung sein.
Die DIPLOMA am Ende ist mehr als das bloße Ausstellen des Geschafften, für die Ausstellenden ist sie die erste Gelegenheit, sich möglichen zukünftigen Arbeitgebern zu präsentieren. „Wer jemandem aus diesen Bereichen einstellen will, klappert auf jeden Fall alle Diplomausstellungen ab, das ist tatsächlich als Kontaktbörse anzusehen.“
Natürlich ist auch an den kreativen Berufen die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorübergegangen. „Gerade deswegen sind auch Praktika, Auslands- und Berufserfahrungen während des Studiums wichtig. Unsere Absolventen haben einen guten Ruf, aber Kontakte sind immer wichtig“, betont Professor Clemens Stübner, der Ina Engelbrachts Diplom betreut. „Viele Absolventen arbeiten zunächst in Agenturen, um dann später selbstständig zu arbeiten.“ Und auch, wer keine Designer sucht, ist eingeladen, sich die DIPLOMA anzuschauen.
Barbara Taxhet
16. und 17.7.
„Diploma 2010“
11 Uhr, Fachhochschule Aachen,
Fachbereich Gestaltung
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