„Bildung ist ein genauso fester Bestandteil der Kultur wie Kunst, Theater und Musik. Warum sollte man nicht genau da ansetzen?“, fragt Airan Berg, der künstlerische Leiter von „Creativity and Education“. Für ihn sind die Jugendlichen, die jetzt noch zur Schule gehen, die Kulturträger von morgen. Und deshalb der logische Partner für ein zukunftsweisendes Projekt der Kulturhauptstadt 2018.
An 20 Schulen in der Euregio von Lüttich über Heerlen, Aachen und Jülich wird Bergs Projekt an Primar- und Sekundarschulen angeboten. In Aachen nimmt die 8. Klasse des Rhein-Maas-Gymnasium seit September teil. In kleinen Gruppen beschäftigen sich hier Schüler mit verschiedenen Oberthemen wie „Serenaden“, „Dokumentarfilm“ oder „Toxische Waffen“. Die Jugendlichen entscheiden selbst, in welcher Gruppe sie mitarbeiten wollen und wie sie an das Thema herangehen. Jede Gruppe wird von einem darstellenden Künstler, einem Musiker und einem Videokünstler betreut. Sie unterstützen die Kinder und Jugendlichen bei der kreativen Umsetzung, allerdings ohne direkt in die Arbeit einzugreifen.
„Wenn alles gut geht, stärkt das Projekt das Selbstbewusstsein, die Konzentration und den Teamgeist in der Klasse. Dabei ist es egal, ob die Kinder 8 oder 16 Jahre alt sind“, erklärt Berg, der ein ähnliches Konzept bereits für die Kulturhauptstadt 09 in Linz entwickelt hat.
Robin, Marcel, Paul, Tim, Thomas und Nick aus der Gruppe „Toxische Waffen“ haben entschieden, ein Video zu drehen. Der niederländische Videokünstler Daan Millius unterstützt sie dabei. Drehbuch, Storyboard und Text haben die Jungs mittlerweile geschrieben. Daan Millius gibt gelegentlich Impulse für Ideen und erklärt ihnen den Umgang mit der Kamera. „Unsere Gruppe ist besser als alle anderen. Die drei Wochen, die das Projekt läuft, kommen uns vor als wären es drei Tage gewesen.“
Keine Pädagogen – kein Frontalunterricht
Für die Schulen ist Bergs Konzept eine einzigartige Gelegenheit, mit den Kindern in intensiver Form kreativ zu arbeiten: „Mitarbeiten heißt verstehen. Die Kinder sollen denken: Wir machen mit, wir sind die Wichtigen.“ Kinder, Lehrer und Künstler sollen miteinander arbeiten, Ideen entwickeln, manchmal müssen sie sogar an bestimmten Prozessen scheitern und einen neuen Weg finden. „Alle arbeiten auf einer Ebene“, sagt Berg. „Und was ich mittlerweile gelernt habe: Wenn etwas nicht klappt, dann liegt das meistens daran, dass bei den Erwachsenen die Chemie nicht stimmt.“
Berg hat Künstler ausgewählt, die vorher noch nie mit Kindern gearbeitet haben. „Pädagogen sind schon Teil des Systems „Schule“. Bei Künstlern ist das anders. Die wollen nicht Teil des Systems sein und wollen erst recht keinen Lehrerolle übernehmen.“
Nach den acht Wochen intensiver Arbeit an der jeweiligen Schule, können sich die Schüler aussuchen, wie sie am Ende mit ihrer Arbeit umgehen. Manche wählen eine kleine Aufführung, andere drehen einen Dokumentarfilm und zeigen ihn Freunden und Eltern. Wieder andere entscheiden sich nur für ein kleines Endgespräch.
Auch hier werden die Schüler nicht zu einer Entscheidung gedrängt. „Es geht nicht darum, am Ende etwas aufzuführen. Es zählt einzig, dass zusammen gut gearbeitet wurde.“
/// Kira Wirtz
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