Immer wieder wird Thomas Jonas gefragt, wo denn der Ursprung des Namens seiner Gaststätte läge. Doch wie der vorherige Inhaber auf den amüsanten Namen „Meisenfrei“ kam, weiß er nicht und schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Ich hatte mal Gäste aus Berlin. Dort gibt es scheinbar auch ein Meisenfrei. Wer weiß?“ Auch Hamburg hat ein Café gleichen Namens, die Hansestadt Bremen einen Blues Club und dank Thomas Jonas reiht sich in diese Liste von Weltstädten die Aachener Innenstadt ein. Und die ungewisse Namensherkunft fügt sich damit ganz und gar in das Gesamtkonzept: Versteckt in den Straßen des Aachener Südens entspricht das Meisenfrei auf den ersten Blick dem Bildnis der unscheinbar behaglichen Gastwirtschaft von nebenan.
Übernommen hat Inhaber Thomas Jonas das Wirtshaus, das damals noch am Boxgraben ansässig war, im Jahr 2000. Auf rund 30 Jahre Erfahrung im Gastronomiebereich inklusive langjähriger Kellnerei blickte Jonas heute bereits zurück. „Aber erst in Aachen habe ich gelernt, wie das Leben in der Gastronomie wirklich ist.“ Fernab vom flatterigen Pontviertel und der lautstarken Studentenszene wird hier der Abend noch mit gut-bürgerlicher Küche und Spielen angebrochen. Denn neben mundenden Schnitzeln, frischgezapftem Bier, Dart und Kicker verrät ein meterhoher Stapel bunter Boxen am Thekenrand, das im Meisenfrei Gesellschaftsspiele schon seit Langem nicht bloß ein Zeitvertreib, sondern eher eine eingefleischten Passion geworden sind. Mehrmals im Monat trifft man sich hier zu Spielabenden, an denen unter anderem auch der Aachener Spielmacher und Freund des Hauses Dirk Henn teilnehmt. „Der Spiel-Treff bringt immer seine eigenen Spiele mit. Die Abende sind natürlich offen für jeden.“ Unzugängliche Gesellschaft gibt es im Meisenfrei nicht. Ob bei Fußballübertragungen oder beim gewöhnlichen Montagabendbier, mit seinem langjährigen Team setzt Jonas ganz offenkundig auf ein lockeres entspanntes Umfeld.
Dass ihm die Atmosphäre in seinem Lokal mehr als am Herzen liegt, zeigte er vor knapp drei Jahren. Als das neue Nichtraucherschutzgesetz auch die Kneipen und Restaurants Nordrhein-Westfalens auf den Kopf stellte, feilte Jonas nicht lang und beschloss einen Vogelzug zum Wohle der eingefleischten Meisenfrei-Stammkunden. Samt rustikalem Mobiliar ging es im Juni 2008 und noch vor der EM einmal um die Ecke, vom Boxgraben 72 in die renovierten Räume des ehemaligen New Salsa mit angeschlossener Terrasse und abgetrenntem Raucherbereich. „Neunundneunzig Prozent der Stammgäste sind mit umgezogen.“ Wer öfter am Abend an der Südstraße Ecke Beethovenstraße vorbeischlendert weiß: das Meisenfrei ist gut besucht. „Der Umzug hat uns stark verändert. Zum Besseren“, erklärt Jonas und spricht damit sowohl Menü als auch Räumlichkeiten an. Einst eher schummrig, sind die neuen Räume mit Meisenkarikaturen an den Wänden und großen Fenstern deutlich heller.
Auch die Speisekarte dürfte in den letzten beiden Jahren eine Generalüberholung erlebt haben, denn mit der gut ausgebauten neuen Küche stockte das Angebot auf. Tagsüber schwingt der Chef sogar selbst noch die Pfannen. Unter die Spezialitäten des Hauses fallen heute mehrere Teigrollen-Variationen, Rumsteak auf heißem Stein, Lachs in Rahmsauce, Putengeschnetzeltes mit Früchten oder kunterbunte frische Salat-Kreationen. Man merke zudem: Wer groß bestellt, bekommt auch groß. Die Portionen sind deftig und machen vor allem eines – pappsatt.
Ungezwungen sind sie beide – Thomas Jonas und seine Gaststätte. Das Lokal scheint zudem Aachener Generationen zusammenzuschweißen. „Gibt es das auch noch“, schwelgt manch einer in Erinnerung. Denn damals wie heute ist man hier bei schnell per Du – nebenan, im Meisenfrei.
Text und Foto: Sabine Hausmann
Meisenfrei
Südstraße 25
Tel. 47584273
Täglich ab 12 Uhr, durchgehend warme Küche
WEITEREMPFEHLEN