Er wurde als „Wunderkind an der Hammond-Orgel“ bezeichnet und jetzt ist der mittlerweile 22-jährige gebürtige Aachener auf dem Weg auch international ein Großer an den Tasteninstrumenten zu werden. Simon Oslender spielt mit seinem Trio am 11. September auf Burg Wilhelmstein.
Simon Oslender spielt Keyboards, Klavier und vor allem die Hammond-Orgel. Seine Mutter ist Chor-Sängerin, sein Vater gab ihm anfangs Schlagzeugunterricht, aber mit fünf Jahren wechselte er zur B3-Hammond. Bereits in seiner Schulzeit am Aachener Pius-Gymnasium spielte er im Duo Twogether mit dem Schlagzeuger Jérôme Cardynaals, gewann einen Nachwuchswettbewerb in Amsterdam und den „Heerlen Jazz Award“. 2013 war er für die „Hammond Hall of Fame“ sowie 2014 für den „Bremer Jazzpreis“ nominiert.
„Ich habe immer gewusst, dass die Musik mich mein ganzes Leben lang begleiten würde. Inspiriert durch meine musikalischen Eltern hatte ich bereits als Kind den klaren Wunsch, meinen Traum zum Beruf zu machen, es gab nie einen Plan B. Im Alter von zwei Jahren begann die Faszination für das Schlagzeug – mein Vater spielte in verschiedenen Bands. Insbesondere die Bassdrum, die ich mit meinen kurzen Beinen damals noch gar nicht richtig erreichen konnte, faszinierte mich aufgrund ihres tiefen, runden Tons. Ich nahm später dann Schlagzeugunterricht und spiele auch heute noch leidenschaftlich gern.
Der zweite wichtige Moment war für mich die erste ,Begegnung‘ mit der Hammond-¬Orgel. Mein Vater brachte, als ich vier Jahre alt war, eine Konzert-DVD von John Mayall & The Bluesbreakers, einer legendären britischen Blues-Band, mit nach Hause. Da ich die -Kinderlieder schon sehr früh durch die Musik, die mein Vater hörte, ersetzt hatte, liebte ich Blues und Rock bereits heiß und innig. An der Hammond spielte Tom Canning – ein bekannter Studiomusiker und Komponist aus Los Angeles. Er spielte dieses große, schwarze Instrument, das ich nicht kannte – und der Klang ging mir durch Mark und Bein. Ich musste täglich seine Soli anschauen und war fortan wie besessen. Mein Vater erklärte mir, dass dieses Instrument eine Hammond-¬Orgel sei – the rest is history, wie man so schön sagt.“
Gefördert wurde Oslender durch einige wichtige Protagonisten der Aachener Jazzszene. Heribert Leuchter lud ihn mehrmals als Gastmusiker zu Konzerten ein und sein damaliger Klavierlehrer hieß Stefan Michalke, dem Oslender nach eigener Aussage viel zu verdanken hat.
In den Credits auf Oslenders Webseite ¬fallen mir die Namen Georgie Fame und Dr. Lonnie Smith auf – zwei Giganten an der Hammond und ich frage ihn danach. Wirklich unvergessen bleibt für ihn seine Begegnung mit Lonnie Smith: „Wir hatten eine Einladung als Gäste des niederländischen „Jazz Orchestra Of The Concertgebouw“, ¬einer renommierten Big Band aus Amsterdam. Zu weiteren Gästen gehörten auch ¬Georgie Fame und Dr. Lonnie Smith. Insbesondere eines der Konzerte mit Dr. Lonnie, einer der größten Pianisten des Planeten, werde ich nie vergessen: wir spielten an einem lauen Sommerabend mitten in Amsterdam auf einem großen Bühnen-Floß auf dem Wasser der Gracht – zusammen mit dem Jazz ¬Orchestra und meinem Vorbild Dr. Lonnie!“
Simon Oslenders Debütalbum „About Time“ featured als Gäste einige Namen, die man innerhalb der Jazzgeschichte ohne Übertreibung als Giganten bezeichnen darf: Bill Evans und Randy Brecker. Saxophonist Evans spielte fünf Jahre in der Band von Miles Davis und der Trompeter Randy Brecker gilt mit seinem Bruder Michael als die Brecker Brothers als einer der maßgeblichsten Spieler zwischen Jazz, Rock und R&B – landläufig oft „Fusion Jazz“ genannt.
„Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, schon mit so vielen meiner Helden Musik gemacht zu haben. Ich muss mich täglich zwicken, um das überhaupt zu realisieren. Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung, die ich von vielen Seiten erfahren durfte. Insbesondere meine Lehrer und Mentoren, darunter der großartige Pianist Frank Chastenier und aktuell Wolfgang Haffner, haben einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich meinen Traum leben darf.
Seit 2018 habe ich die große Ehre, gemeinsam mit Wolfgang Haffner in der Band „Bill Evans & The Spykillers!“ zu spielen. Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen, und fragte ihn, ob er auf meinem Debut-¬Album mitspielen würde. Ähnlich passierte es mit Randy Brecker. Es gab ein Stück, auf dem ich Randy und seinen besonderen Sound schon beim Komponieren im Kopf hören konnte - ich musste ihn einfach fragen. Wir kannten uns von einigen gemeinsamen Konzerten und hatten uns gut verstanden – auch er war sofort mit im Boot.“ \
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