Musikalische Trends, die weltweit die Charts auf interessante Art beleben, werden hier eher selten aufgegriffen – in den meisten Fällen hält man sich weiterhin an einem Gitarrenhals fest.
Nichts gegen gute Gitarrenmusik aber das Nachspielen von gängigen Genres wird hier inflationär gepflegt. Hört man sich durch die vielen Einsendungen beim Stawag Music Award, verfestigt sich der Eindruck.
Folk, Blues und Jazzsessions bilden zumindest in Aachen den Fundus, mangels Publikum oft eintrittsfrei (dann geht der Hut rum), aber die größeren Clubbühnen sind auch weniger geworden. Abhilfe schaffen nach wie vor Domkeller, Egmont (in den Sommermonaten) oder das Wild Rover.
Das Clubsterben geht weiter
Das Jahr im Zeitraffer. Ende Januar schließt das Aoxomoxoa und nach der gerade sich vollziehenden Etablierung vom Nachfolger Charlatan muss sich Martin Gotzes wieder mit einem Beschluss des Ordnungsamtes Aachen herumquälen.
Ende Februar ist dann der Versuch des Jakobshofs beendet, sich im Elysée neu aufzustellen. Die in Freiraum umbenannte Location in der oberen Pontstraße trommelte für ihr neu angedachtes Konzept eines Clubs mit viel „Freiraum“ u. a. auch für Kultur. Das geriet mit massenkompatiblen Partyschienen dann doch unter die Räder des Mainstream.
Raus an die frische Luft!
Besser wurde es im Sommer. Erfolgreich und gelungen zeigte sich der neu konzipierte Eupen Musik Marathon unter Wegfall der Main Stage am Werthplatz aber dafür mit freiem Eintritt und einem weiterhin engagierten Musikprogramm. Und alles bei schönstem Wetter!
Die Open Air Saison der Burg Wilhelmstein erlebte viele warme Sommerabende, die auch die innovative Leistung des Programms belohnte: Eric Bibb & Habib Koité, Nils Landgren oder das schönste Heimspiel eines ehemaligen Aacheners – Christoph Titz mit seiner Band und Gastsängerin Astrid North.
Mit Rhonda, The Notwist und Die Höchste Eisenbahn schickte das Kulturfestival X der StädteRegion u.a. drei wunderbare Bands mit Soul, Indie-Electro und Singer/Songwriter durch besagte Region.
Die 4. Internationale Chor-Biennale fand statt, die Hof-Konzerte und das Lothringair bereichern von Jahr zu Jahr den Sommer in der Stadt – stadtmarketing-preisgewürdigt wurden verdientermassen in diesem Jahr die Lothringair-Macher.
Neue Formate
Mit dem dreitägigen Kimiko-Festival Ende Juli im Garten des Ludwig Forum schufen die Macher des Jakobshofs erfolgreich ein neues Format. Hier spielte die Aachener Musikszene fast komplett auf, umrahmt von Kunstführungen, Kinderprogramm und eher festivalunüblichem Fingerfood.
Wie das Programm 2016 aussehen wird? Man darf gespannt sein. Ein weiteres reines Schaulaufen der Aachener Szene verhieße Stillstand und wäre wohl weniger erfolgreich.
Das September Special fand wegen der Reit-EM im August statt und wurde an manchen Abenden ein Opfer des Aachener Wetters. In Würselen erbebte der Flugplatz Merzbrück unter den Beats beim Seltsames Verhalten-Festival.
Das Konzert der „Grandbrothers“ belebte wieder das Abschlusskonzert im Ludwig Forum bei der Langen Nacht der Museen und das Südstraßen-Fest hielt seine Serie bei besten Wetterbedingungen – für ein Straßenfest nicht der unwichtigste Tatbestand.
Aachen punktet bundesweit
Mit der Antilopen Gang (1/3 Aachen) und dem Rapper MoTrip holten lokale Musiker sich auch bundesweit ihre Props ab. Die Antilopen Gang im ausverkauften Musikbunker, MoTrip – direkt drei mal ausverkauft – in der Rockfabrik in Übach, im Nox und Musikbunker (im Januar).
Das Jahr neigt sich dem Ende. Glückwunsch für den zum zweiten Mal verliehenen „Spielstättenpreis“ der Bundesregierung an Armin Burke für sein engagiertes Jazzprogramm im Dumont, viele traurige Reaktionen hingegen über den frühen Tod des Burg Wilhelmstein-Machers Uli Pesch. \ Richard Mariaux
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